Diese elf Trinkflaschen wurden einem umfassenden Test unterzogen.
Diese elf Trinkflaschen wurden einem umfassenden Test unterzogen. © -, AK Stmk

Großer Test: Gute Noten für Trinkflaschen

Wiederverwendbare Trinkflaschen aus verschiedenen Materialien können eine nachhaltige und langfristig günstigere Alternative zu Getränken in PET-Flaschen sein. Für Konsumentinnen und Konsumenten stellen sich vor dem Kauf mehrere Fragen, je nachdem für welchen Zweck die Flasche verwendet werden soll. So stellen manche hohe Ansprüche an die Dichtigkeit, wenn die Flasche den ganzen Tag in der Handtasche oder dem Rucksack transportiert wird. Für andere wiederum ist es wichtiger, dass die Flasche einhändig geöffnet werden kann, um beim Radfahren oder Training im Fitnesscenter nicht unnötige Pausen einlegen zu müssen. Für alle Konsumentinnen und Konsumenten relevant ist allerdings die Frage, ob die Flasche unangenehmen Geruch und Geschmack ans Getränk abgibt oder gar Schadstoffe ins Getränk übergehen können. Um dies alles zu untersuchen, haben der Verein für Konsumenteninformtation (VKI) und die Marktforschung der AK Steiermark mehrere Flaschen-Modelle einem Test unterzogen.

Elf Flaschen im Test

Für den Test wurden elf Flaschen gewählt (den ausführlichen Testbericht finden Sie auf dieser Seite zum Download). Die Flaschen bestanden aus Kunststoffen (zum Beispiel Polycarbonat oder Polypropylen), Metall (Edelstahl und beschichtetes Aluminium) und Glas. Die Preisspanne der untersuchten Flaschen reichte von 3,50 bis 29,95 Euro, das Füllvolumen von 400 bis 750 Milliliter. Auch die Trinkverschlüsse unterscheiden sich: Die Palette reichte vom einfachen Schraubverschluss bis hin zum einhändig bedienbaren Schnellverschluss. Die untersuchten Flaschen wurden anonym im Oktober 2019 gekauft. Es wurden gängige Marken aus Sportartikel- und Kinderausstattungsgeschäften gewählt sowie ein Produkt einer österreichischen Lebensmittelkette (Spar) und ein Kinderprodukt aus dem Drogerie-/Lebensmittelhandel (Müller).

Praktische und chemische Prüfung

Die Flaschen wurden einer praktischen und einer chemischen Prüfung auf Schadstoffe unterzogen. Es wurde für alle Produkte das gleiche praktische Prüfprotokoll (Handhabung, Haltbarkeit, Dichtigkeit, Geschmacksveränderung des eingefüllten Getränks, Annahme von Fremdgerüchen etc.) angewandt, die chemische Prüfung wurde jedoch an das Produkt angepasst. Des Weiteren wurde recherchiert, ob Ersatzteile erhältlich sind. Die Möglichkeit Dichtungen, Deckel oder Trinkhalme zu tauschen, erhöht die Lebensdauer einer Trinkflasche und trägt somit zur Nachhaltigkeit einer wiederverwendbaren Flasche bei. Zusätzlich wurde überprüft, ob wichtige Informationen direkt am Produkt oder auf der Hersteller-Website deklariert sind.

Kaum Schadstoffe - mit einer Ausnahme

Die chemische Prüfung brachte für den Großteil der Flaschen ein sehr beruhigen­des Ergebnis. Bei drei Flaschen allerdings wurden Schadstoffe entdeckt. In der Oxy­bag konnten geringe Mengen eines Weichmachers nachgewiesen werden. Der Stoff gilt zwar als sicher und ungefährlich, da aber bei keiner anderen Flasche Weichmacher über der Nachweisgrenze gefunden wurden, erhielt Oxybag deshalb nur die Note "gut" in dieser Kategorie. Weiters wurden für diesen Test bei allen Produkten jene Silikon-Teile getestet, die in direkten Kontakt mit dem Mund oder der eingefüllten Flüssigkeit kommen. Gesucht wurde nach schädlichen Siloxanen. Das sind Bestandteile des Silikons. Bei der Flasche von Tedi wurden die Tester fündig. Allerdings lagen alle Siloxane, die die EU als "besonders besorgniserregende Stoffe" einstuft, unter dem Grenzwert. Daher wurde Tedi in der Kategorie "Schadstoffe" mit "durchschnittlich" beurteilt. Überdurchschnittlich hoch fiel jedoch das Prüfungsergebnis bei der Trinkflasche von Nalgene aus. Die große, weiche Dichtung im Deckel enthielt alle gesuchten Siloxane. Von den nicht besonders besorgniserregenden Stoffen waren hohe Mengen vorhanden. Von einem als "besonders besorgniserregend" eingestuften Siloxan wurde sogar eine Konzentration nachgewiesen, für die bereits Auskunftspflicht des Herstellers besteht. Aus diesem Grund fiel die Nalgene in der Kategorie Schadstoffe mit "nicht zufriedenstellend“ durch.

DIe Tabelle zeigt die Ergebnisse des Tests.
Die Testergebnisse im Überblick. © VKI, AK Stmk

Praxistauglichkeit

Der zweite Bereich, in dem sich eine Trinkflasche bewähren sollte, ist der tägliche Gebrauch. Die ideale Trinkflasche soll dichthalten, leicht zu handhaben und zu reinigen sein (am besten im Geschirrspüler), gut stehen, Stürze aushalten und nicht den Geschmack der eingefüllten Flüssigkeit verändern.  Die praktische Prüfung brachte ein erfreuliches Ergebnis. Zwei Mal vergaben wir in diesem Bereich ein "Sehr gut" (Emil, Nalgene), sonst waren alle "gut". Nur Tedi wurde mit "durchschnittlich" beurteilt. Diese Flasche zeigte Schwächen im Punkt Geschmacks- und Geruchsveränderung sowie beim Falltest. Durch den Sturz öffnete sich der Verschluss und war danach nicht mehr dicht. Noch trauriger endete der Falltest aus 80 Zentimetern Höhe auf harten Boden für die SimPex. Die Glasflasche zersplitterte.

Testsieg geht an Emil Bio-Stern

Am Prüfungs-Ende vergaben die Expertinnen und Experten dreimal die Note "sehr gut". Der Testsiegerin Emil Bio-Stern konnte keine das Wasser reichen. Am nächsten kam ihr die Sigg. Den dritten Platz auf dem Siegerstockerl erreichte die Klean Kanteen. Die restlichen Flaschen wurden für "gut" befunden, bis auf die Tedi und die Nalgene. Diese beiden konnten aufgrund der entdeckten Siloxane nur mit "durchschnittlich"“ benotet werden. Nach unserer umfassenden Untersuchung wissen wir: Die ideale Flasche ist transpa­rent, mit einer großen Einfüllöffnung und einer eigenen Vorrichtung zum Trinken – und schadstofffrei. Wir haben sie noch nicht gefunden.

Empfehlungen für Verbraucherinnen und Verbraucher

  • Vor dem Kauf sollte überlegt werden, wofür man die Flasche verwenden möchte. Denn der Test zeigt: Es gibt nicht "die eine beste" Flasche, sondern viele gute Flaschen. Schwere und große Glasflaschen sind für den täglichen Transport in der Handtasche oder Schultasche wohl eher unbeliebter als leichte Edelstahlflaschen. Und je besser die Flasche zur Anwendung passt, umso wahrscheinlicher wird sie tatsächlich regelmäßig verwendet und hilft dabei Einweg-Flaschen zu vermeiden.

  • Beim Kauf der Trinkflasche empfiehlt sich ein Einkauf im stationären Handel. Nur so kann die Funktionalität der Flasche gut beurteilt werden. Um eine Recherche im Internet kommt man trotz allem bei den meisten Produkten nicht herum: Wichtige Informationen wie Abmessungen oder Eignung zur Reinigung im Geschirrspüler finden sich selten direkt am Produkt.

  • Beim Kauf sollte auf die Möglichkeiten zur Reinigung geachtet werden. Flaschen, deren Deckel viele kleine Hohlräume aufweisen, sind schwerer zu reinigen, hier besteht die Möglichkeit, dass sich ein Biofilm bildet und die Qualität des eingefüllten Getränks beeinträchtigt wird

  • Günstige Produkte bieten meist keine Ersatzteile – das ist nicht nachhaltig, und wenn bei einem defekten Verschluss die gesamte Flasche neu gekauft werden muss, kommt das die Konsumentinnen und Konusmenten in Summe auch teurer.

  • Glasflaschen benötigen ausreichenden Schutz vor Bruch, sie sind deutlich schwerer als andere Flaschen im Test, aber was die Reinigung betrifft, nicht zu schlagen.

  • Flaschen aus Metall (Edelstahl oder beschichtetes Aluminium) sind leicht und bruchsicher. Nicht immer ist die Reinigung einfach, und beim Sturz können Dellen entstehen, die die Kippstabilität negativ beeinträchtigen.

  • Bei Kunststoff-Flaschen sollte vor allem auf den Geruch geachtet werden – hier waren die größten negativen Effekte dieses Materials zu erkennen. Silikon-Teile können schädliche cyclische Siloxane abgeben – beim Kauf achtet man am besten darauf, dass möglichst wenige Silikonteile vorhanden sind oder diese nicht in Kontakt mit dem Mund oder der eingefüllten Flüssigkeit kommen.

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