Vorschussbetrug bei Privatkredit
Kriminelle, die Kredite versprechen, Betroffenen aber mit Forderungen nach Vorschüssen Geld aus der Tasche ziehen, sind auf sozialen Netzwerke aktiv.
Alles begann mit der Anfrage eines Grazers: Er bat die Arbeiterkammer, die Zinsen seines Kredits zu prüfen. Den Kredit über 45.000 Euro hatte er vor mehr als 20 Jahren aufgenommen. Wie sich herausstellte, hatte der Mann zwar insgesamt fast 130.000 Euro zurückgezahlt, damit allerdings nur Zinsen bezahlt, die eigentliche Kreditsumme war noch "offen".
Das Problem: Weil der Mann seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen war, hatte die Bank den Kreditnehmer im Jahr 2002 verklagt. Der bedingte Zahlungsbefehl wurde rechtskräftig und es wurde festgestellt, dass 15,5 Prozent Jahreszinsen auf das Kapital verrechnet werden. AK-Experte Peter Jerovschek erklärt dazu: "Das Gericht prüft die Zinsen nicht. Im Urteil steht meist der letzte Zinssatz des Kredits sowie Verzugszinsen, in diesem Fall summiert sich das auf 15,5 Prozent. Ein solches Gerichtsurteil ersetzt den ursprünglichen Kreditvertrag." Der Kreditnehmer zahlte in den folgenden Jahren stets seine monatlichen Raten, zuletzt 900 Euro im Monat. Doch damit zahlte er nur einen Teil der Zinsen, nicht aber die eigentliche Kreditsumme zurück. Vor wenigen Monaten wurde der Mann schließlich von einem von der Bank beauftragten Inkassobüro über die offene Restforderung von 60.000 Euro informiert. Bei Weiterführung der titelmäßigen Abrechnung mit der Annahme der monatlichen Rate von 900 Euro müsste er in der Zukunft in Summe noch rund 117.500 Euro zahlen, damit der Kredit vollständig rückbezahl wird. "Über 20 Jahre hat er circa 130.000 Euro an Zahlungen geleistet, da sollte der Kredit eigentlich abbezahlt sein. Aber das restliche Kapital war eben nicht getilgt", meint Jerovschek.
Mit Hilfe des Konsumentenschutzes der Arbeiterkammer konnte der Kreditnehmer letztlich eine Lösung finden: Der Bank wurde eine Abschlagszahlung inklusive Zinsen in Höhe von rund 50.000 Euro angeboten, die der Kreditnehmer in Raten abzahlt. Die Bank nahm das Angebot an. "117.500 Euro hätte er in Summe gezahlt. So zahlt er nur 50.000 Euro – die Differenz von 67.500 Euro haben wir herausgeholt", sagt Jerovschek. Und er fügt im Hinblick auf die Klage aus dem Jahr 2002 hinzu: "Es sollte nie zu einer Klage kommen. Gibt es einen Gerichtstitel, ist es auch für die AK zu spät – wir können nur noch prüfen, ob z. B. von der Bank geforderte Zinsen verjährt sind."
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