AK-Lebensmittelwarenkorb zeigt riesige Preisunterschiede
In den letzten zehn Jahren sind die Lebensmittelpreise um rund 50 Prozent gestiegen – allein um rund 30 Prozent zwischen September 2021 und Juni 2023.
Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat zehn Produkte mit Mikroalgen getestet. Was steckt in Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) aus Algen? Wie sinnvoll sind Mikroalgen?
Nahrungsergänzungsmittel aus Algen werden als gesund und umweltfreundlich verkauft. Was steckt in den Algenpräparaten und wie sinnvoll sind sie? Spirulina Alge bzw. Chlorella Alge - der VKI hat zehn Nahrungsergänzungsmittel aus Mikroalgen getestet. Die Präparate basieren auf Süßwasseralgen der Gattung Chlorella bzw. Cyanobakterien (Blaualgen) der Gattung Spirulina.
Der VKI hat zehn verschiedene Produkte aus Mikroalgen im Labor auf ihre mikrobiologische Qualität sowie ihren Gehalt an Schadstoffen wie PAK, Schwermetallen und Algentoxinen untersuchen lassen. Außerdem wurde der Jodgehalt bestimmt. Um dem Nährstoffinhalt auf die Spur zu kommen, wurden die auf den Websites der Hersteller angegebenen Inhaltsstoffe analysiert. Ebenfalls interessiert hat die Tester:innen dabei, welche Informationen zu jedem Produkt gegeben werden.
Da die Produkte damit beworben werden, dass sie den Körper mit vielen Nährstoffen versorgen und ideal für Veganer:innen und Vegetarier:innen seien, hat sich der VKI angesehen, ob man mit den NEM aus Algen die Eiweißversorgung des Körpers sicherstellen kann.
Bei den Produkten, bei denen der Eisengehalt angegeben ist, wurde geprüft, inwieweit dieser für eine Supplementierung ausreichend ist bzw. ob es zu einer Überversorgung mit Eisen kommen kann. Außerdem wurde untersucht, ob Algenpräparate eine zuverlässige Quelle für Vitamin B12 sein können.
Algen – sind sie das Nahrungsmittel der Zukunft? Makroalgen aus dem Meer sind ein traditionelles Lebensmittel. Mikroalgen haben keine vergleichbare Historie als Nahrungsmittel, sondern wurden im Lauf der Menschheitsgeschichte nur von wenigen Kulturen angebaut und gegessen. Seit einigen Jahren stehen sie als "Superfood" oder Nahrungsergänzungsmittel im Fokus des Interesses. Sie werden den Verbraucher:innen zumeist in Form von Pulver, Flocken, Tabletten oder Kapseln angeboten.
Eine steigende Anzahl neuer Unternehmen im Lebensmittelbereich nutzt den gegenwärtigen Trend zu mehr Gesundheitsbewusstsein. Sie verwenden die aus Mikroalgenzucht gewonnenen Substanzen beispielsweise zur Anreicherung von Getränken, Energieriegeln, Nudeln und Müsli mit extra Nährstoffen. Die Werbung verspricht unter anderem, dass die Algen den Körper mit Eiweißen, Mineralien, Vitaminen und essenziellen Fettsäuren versorgen, reich an Antioxidantien sind und entgiftend wirken. Auch eine antibakterielle Wirkung sollen die Mikroalgen haben.
Doch dabei gibt es ein Problem, das zeigt schon der Blick auf die Verpackungen. Die Produkte decken nur einen Bruchteil des menschlichen Eiweißbedarfs. Sofern ausgelobt (bei Naduria, Raab Vitalfood, Helga und Spirulix) liefern die Tageshöchstdosen zwischen 0,5 g und 3,1 g Protein. Eine 70 kg schwere Person benötigt 56 g Eiweiß pro Tag. Vitamine, Mineralstoffe und sonstige Vitalstoffe, die laut Internet zahlreich in den Mikroalgen vorhanden sein sollen, sind auf den Verpackungen nur sehr selten ausgelobt. So enthalten Helga und GSE laut Auslobung Eisen und Vitamin B12 und nu3 nur Eisen. Mit einer Tagesmenge von 2,1 bis 4 mg Eisen wird die empfohlene Höchstmenge nicht überschritten, dennoch ist eine Supplementierung mit Eisen nur für Personen mit einem diagnostizierten Mangel relevant und sollte nur unter ärztlicher Aufsicht stattfinden. Medikamente, die einen Eisenmangel beheben sollen, enthalten in der Regel ein Vielfaches an Eisen. Der tägliche Bedarf wird mit der Einnahme von Algenpräparaten ebenfalls nicht gedeckt. Personen ohne Eisenmangel haben von einer zusätzlichen Zufuhr von Eisen keinen Nutzen. Spirulina und Chlorella sind keine zuverlässigen Vitamin-B12-Quellen. Die Auslobung auf der Verpackung von GSE und Helga suggeriert, dass das vorhandene Vitamin B12 auch vom Körper aufgenommen wird. In Spirulina (GSE) kommt es jedoch nur in der vom Körper unverwertbaren Form vor und auch bei Chlorella (Helga) ist, selbst wenn das B12 verfügbar sein sollte, mit der angegeben Tageshöchstdosis ein Mangel nicht behoben (deckt etwa 40 Prozent des Tagesbedarfs).
Neben einer Versorgung mit Nährstoffen sollen die Algenpräparate auch gesundheitsfördernde Wirkung haben. So sollen die Algen entgiftende Wirkung haben, positiv auf den Kohlenhydratstoffwechsel auswirken, das Herz-Kreislaufsystem und vor Krebs schützen. Fundierte wissenschaftliche Belege für diese Behauptungen fehlen jedoch. Daher gibt es in Österreich auch noch kein Algenpräparat als zugelassenes Arzneimittel. Stattdessen gelten sie rechtlich als Nahrungsergänzungsmittel oder Lebensmittel und müssen somit keine Wirksamkeitsnachweise erbringen.
Fazit: Wer sich gesund ernähren will, der sollte seine Ernährung abwechslungsreich und vielfältig gestalten. Zusatzpräparate mit Nährstoffen, Mineralien und Vitaminen sind in der Regel nur notwendig, wenn ein diagnostizierter Mangel vorliegt. Welche Präparate sich dann zur Supplementierung eines Mangelnährstoffes eignen, sollte mit dem Arzt oder Apotheker abgesprochen werden.
Den gesamten Test gibt es hier nachzulesen (kostenpflichtig).
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