Ferialjob: "Sei net so humorlos!"
Auch Ferialpraktikantinnen müssen sich weder Entgeltdiskriminierung noch sexuelle Belästigung gefallen lassen. Im Fall des Falles hilft die AK.
Seit 2016 steigt der Anteil der Beschäftigten, die mit ihrem Einkommen auskommen. Dennoch sagen 46 Prozent, dass ihr Lohn oder Gehalt kaum oder gar nicht zum Leben reicht.
In den vergangenen drei Jahren ist die Zahl der Beschäftigten deren Einkommen kaum oder gar nicht zum Leben reicht, spürbar gesunken. 2015 waren es noch 55 Prozent, im Durchschnitt der Jahre 2017 und 2018 „nur mehr“ 46 Prozent.
Dieser erfreuliche Trend kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich immer noch knapp die Hälfte schwertut, mit dem Lohn oder Gehalt alle Lebenskosten zu decken - insbesondere Frauen und Beschäft mit maximal Pflichtschulabschluss. Während bei Frauen der Hauptgrund dafür die hohe Teilzeitquote ist, bekommen Personen mit niedriger Ausbildung häufig nur Jobs in schlecht entlohnten Branchen.
Ein über die Jahre relativ stabiler Anteil von derzeit sechs Prozent (das sind rund 220.000 Personen) sagt, mit dem Einkommen gar nicht das Auslangen zu finden. Auffällig ist vor allem die hohe Betroffenheit bei ehemals Arbeitslosen: 23 Prozent der Beschäftigten, die in den vergangenen zwölf Monaten einmal arbeitslos waren, haben jetzt Jobs, von denen sie nicht leben können. Ihr Median-Einkommen ist um 300 Euro geringer als bei Beschäftigten, die in den vergangenen zwölf Monaten durchgehend gearbeitet hatten.
41 Prozent der ehemals Arbeitslosen arbeiten nun in Teilzeitjobs, 15 Prozent in einer geringfügigen Beschäftigung. Ein Viertel hat einen befristeten Vertrag, zehn Prozent arbeiten als Leiharbeitskräfte. Damit zeigt sich, dass ein großer Teil der Arbeitslosen nur noch über prekäre Beschäftigung den Weg zurück auf den Arbeitsmarkt findet.
„Prekäre Beschäftigung liegt vor, wenn Arbeitnehmer/-innen nur schlecht oder gar nicht von ihrem Einkommen leben können, die Arbeit nicht auf Dauer angelegt ist oder sie unfreiwillig teilzeitbeschäftigt sind. Dazu gezählt werden Leih- und Zeitarbeit, Beschäftigung im Niedriglohnsektor, unfreiwillige Teilzeit, Minijobs oder geförderte Arbeitsgelegenheiten.“
Auf diese Definition des DGB entfallen in Österreich sieben Prozent der Beschäftigten. Ihr Arbeitsklima Index liegt bei nur 85 Punkten - also um 26 Punkte unter jenem von regulär Beschäftigten. Besonders unzufrieden sind prekär Beschäftigte mit ihren Karriere-Chancen, mit den Mitbestimmungsmöglichkeiten in der Arbeit, mit der Beziehung zu den Kollegen/-innen und mit der eigenen gesellschaftlichen Position.
In manchen Berufen kommt der überwiegende Teil der
Beschäftigten kaum oder gar nicht mit dem Einkommen
aus - etwa in der Reinigung und in der Gastronomie.
Die Risiken, eine prekäre Beschäftigung inne zuhaben, sind nach Branchen und Berufen ungleich verteilt. In der Gastronomie etwa zählen zehn Prozent zu den prekär Beschäftigten. In der Textilbranche sind es 18 Prozent, in sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen 24 Prozent. Zudem befindet sich beinahe ein Viertel der Berufseinsteiger/-innen mit abgeschlossener Ausbildung in einer prekären Arbeitssituation.
16 Prozent der Reinigungskräfte geben an, dass ihr Einkommen nicht ausreicht, weiter 59 Prozent sagen, dass es gerade ausreicht. Damit tun sich in Summe drei Viertel der Reinigungskräfte schwer, von ihrem Lohn leben zu können. Ähnlich hohe Anteile finden sich bei Kellnern/-innen im Gastgewerbe (74 Prozent), bei Kassierern/-innen (77 Prozent) und bei den persönlichen Dienstleistungen, wie etwas Friseuren/-innen und Kosmetiker/-innen (79 Prozent). Am besten kommen Lehrer/-innen an Schulen mit ihrem Einkommen aus: 85 Prozent von ihnen sagen, sie könnten sehr gut davon leben bzw. es reiche vollkommen aus.
Die Lebenszufriedenheit von Personen, die mir ihren Einkommen nicht leben können, ist um 18 Prozentpunkte niedriger als bei jenen, die mit ihrem Einkommen auskommen. 57 Prozent sind mit ihrer sozialen Position in der Gesellschaft unzufrieden. Und besonders dramatisch: 84 Prozent glauben nicht, später einmal von der Pension leben zu können. Bei jenen, deren Einkommen ausreicht, sind es nur 13 Prozent.
Kommentar von Dr. Johann Kalliauer
Präsident der AK Oberösterreich
Der französische Soziologe Robert Castel bezeichnet Prekarisierung als die neue soziale Frage des 21. Jahrhundert, er spricht von einer "Wiederkehr der sozialen Unsicherheit" in modernen Gesellschaften. Und tatsächlich: Viele Beschäftigungsverhältnisse sind - was das Einkommen, die Arbeitsplatzsicherheit, Stabilität und Planbarkeit betrifft - zunehmen prekärer geworden. die Zahl der Menschen, die kaum von ihrem Einkommen leben können, ist zwar dank Steuerreform, Mindestlohn und guter Gehaltsabschlüsse leicht rückläufig. Aber nach wie vor kommt knapp die Hälfte der Beschäftigten mit dem Einkommen nicht aus. die Lohnquote sowie die mittleren Realeinkommen sinken.
Die Beschäftigten sind die wahren Leistungsträger/-innen in unserem Land - ohne sie würde alles stillstehen, sowohl in den Betrieben, als auch in Vereinen, Blaulichtorganisationen und bei der Betreuung von Kindern und Älteren. Die Leistungen müssen ausreichend honoriert werden. Darum braucht es jetzt - auch als Ausgleich für den 12-Stunden-Tag - kräftige Lohn- und Gehaltserhöhungen. Denn die Arbeit der Beschäftigten ist viel mehr wert!
Fast ein Viertel der Beschäftigten in Österreich hat
Migrationshintergrund. Sie sind unzufriedener,
stärker belastet und werden oftmals benachteiligt.
Laut Statistik Austria waren 2017 rund 866.000 Menschen mit Migrationshintergrund unselbständig beschäftigt, das entspricht einem Anteil von 23 Prozent. die Mehrheit von ihnen wurde selbst noch im Ausland geboren. Fast vier von zehn haben ihre Wurzeln in einem anderen EU- oder EFTA-Staat, rund 30 Prozent stammen aus den Nachfolgestaaten Jugoslawiens und 14 Prozent aus der Türkei.
Migranten/-innen sind deutlich unzufriedener - und zwar unabhängig von Alter, Bildung oder Wohnregion. Ihr Arbeitsklima Index liegt bei 102 Indexpunkten und über die Jahre um acht bis zehn Indexpunkte unter jenem von Beschäftigten mit österreichischen Wurzeln. Eine Erklärung dafür ist, dass migrantische Beschäftigte auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt werden und daher häufig in Jobs arbeiten, für die sie überqualifiziert sind. Mehr als ein Fünftel aller Migranten/-innen mit Lehrabschluss arbeitet als Hilfskraft - bei den Österreichern/-innen sind es "nur" acht Prozent.
Wenig überraschend sind Migranten/-innen daher unzufriedener mit dem Beruf, mit der Arbeitszeit, mit dem Einkommen und vor allem mit den Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Gleichzeitig sind sie stärker durch körperlich und psychische Beanspruchungen belastet. Allerdings sind Migranten/-innen optimistische: 78 Prozent glauben, dass sich die österreichische Wirtschaft positiv entwickeln wird - von den Beschäftigten mit österreichische Herkunft sagen das nur 67 Prozent.
Die Sicht der Beschäftigten wird in wirtschafts- und sozialpolitischen Diskussionen viel zu wenig berücksichtigt. Auch, weil es vermeintlich zu wenig gesicherte Daten dazu gibt. Der Österreichische Arbeitsklima Index liefert seit 21 Jahren diese Daten und ist so ein Maßstab für den wirtschaftlichen und sozialen Wandel aus Sicht der Arbeitnehmer/-innen. Er untersucht deren Einschätzung hinsichtlich Gesellschaft, Betrieb, Arbeit und Erwartungen. Der Arbeitsklima Index erfasst die subjektive Dimension und erweitert so das Wissen über wirtschaftliche Entwicklungen und ihre Folgen für die Gesellschaft.
Die Berechnung des Arbeitsklima Index beruht auf vierteljährlichen Umfragen unter österreichischen Arbeitnehmern/-innen. Die Stichprobe von rund 4000 Befragten pro Jahr ist repräsentativ, so dass daraus relevante Schlüsse für die Befindlichkeit aller Arbeitnehmer/-innen gezogen werden können. Der Arbeitsklima Index wird seit dem Frühjahr 1997 zweimal jährlich berechnet und veröffentlicht. Ergänzend gibt es Sonderauswertungen.
Aktuelle Ergebnisse und Hintergrundinformationen finden Sie unter ooe.arbeiterkammer.at/arbeitsklima. Dort steht nicht nur die umfangreiche Arbeitsklima-Datenbank für Auswertungen zur Verfügung, sondern es ist auch möglich, innerhalb Weniger Minuten online den persönlichen Zufriedenheitsindex am Arbeitsplatz zu berechnen. Ebenfalls online ist der Führungskräfte Monitor: Er beantwortet die Frage, wie es um die Arbeitszufriedenheit der österreichischen Führungskräfte steht.
Viele Handwerker/-innen sind mir ihrer Arbeit unzufrieden. Das liegt hauptsächlich an ihren hohen körperlichen Belastungen.
Um die Arbeitszufriedenheit von Handwerkern analysieren zu können, wurden die Berufe Bauarbeiter, Maurer, Zimmerer, Tischler, Bautischler, Dachdecker und Maler zusammengefasst. Diese Gruppe ist zu 90 Prozent männlich, sechs von zehn haben einen Lehrabschluss und die Mehrheit ist als Facharbeiter am Bau oder in der Industrie tätig.
Im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2018 ist die Arbeitszufriedenheit in diesen Berufsgruppen um acht Indexpunkte geringer als bei sonstigen Beschäftigten. Grund dafür sind vor allem die höheren körperlichen Belastungen. Mehr als ein Drittel leidet unter schlechten Gesundheitsbedingungen und drei von zehn beklagen die hohe Unfall- und Verletzungsgefahr. Das sind jeweils rund dreimal so viele wie in allen anderen Berufsgruppen.
Mehr als ein Viertel der Handwerker ist durch generellen Zeitdruck belastet, ein Fünftel hat ständigen Arbeitsdruck. Acht von zehn machen zumindest gelegentlich Überstunden, 27 Prozent sogar häufig. Im Durchschnitt aller Branchen sind es "nur" 17 Prozent. Dementsprechend kommen Handwerker auf eine wöchentliche Arbeitszeit von 42 Stunden. Sechs von zehn glauben, ihren Job nicht bis zur Pension zu schaffen.
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Arbeitsklima Index 2018 - September
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