Burnout: Thomas Stipsits' Weg zurück auf die Bühne
Nach einem Burnout steht Kabarettist Thomas Stipsits mit "Stinatzer Delikatessen" wieder auf der Bühne. Im Interview erzählt er, was er verändert hat.
Der Druck von oben ist hoch, berichtet ein Kollege: "Das wichtigste Anliegen der Chefin war nicht, wie es mir nach dem Unfall geht, als ich mich telefonisch krank meldete, sondern wie schnell ich wieder zur Arbeit erscheine." In kaum einem Unternehmen gibt es ausreichend Personal für eine Kultur des Miteinander, die es einem erlaubt, ohne Bedenken in Krankenstand zu gehen, erzählt eine Steirerin: "Alleine, wie Kollegen sich beim Krankenstand schlechtreden, ist ja Wahnsinn! Viele lassen sich dadurch beeinflussen und trauen sich nicht, daheim zu bleiben."
Neun von zehn Befragten sind schon einmal krank in die Arbeit gegangen, ergab eine große Online-Befragung der AK Wien. Einen ähnlich hohen Wert für den Präsentismus zeigten schon ältere Untersuchungen. AK-Expertin Margit Schuß: "Wer trotz Krankheit arbeitet, gefährdet die eigene Gesundheit, braucht länger zum Auskurieren, ist weniger leistungsfähig, macht mehr Fehler und steckt vielleicht noch andere im Unternehmen an."
Immerhin ein Viertel der Beschäftigten, die schon einmal krank arbeiten waren, taten das aus Angst vor einem Jobverlust. Diese Befürchtung kommt nicht von ungefähr: Zehn Prozent der Befragten gaben an, sie wurden während des Krankenstandes zu einer Beendigung des Arbeitsverhältnisses gedrängt. Auffällig ist das Hotel- und Gastgewerbe, wo das mehr als 20 Prozent der Befragten passierte.
„WENN BESCHÄFTIGTE KRANK ZUR ARBEIT GEHEN, SCHADET ES IHNEN, ABER AUCH DEM UNTERNEHMEN. ES SOLLTE SELBSTVERSTÄNDLICH SEIN, BEI KRANKHEIT ZU HAUSE ZU BLEIBEN – UND DAS OHNE SCHLECHTES GEWISSEN.“
Josef Pesserl, AK-Präsident
Soziologe und Jugendforscher Bernhard Heinzelmaier sieht, dass sich der Druck auch auf die Generation Z, das sind die ab 1995 Geborenen, enorm erhöht hat. Er sagt: "Von den Jugendlichen erwartet man beständig große Leistungen, mehr als noch vor 20 oder 30 Jahren." Wir leben heute in einer neoliberalen Gesellschaft, welche die Werte Nützlichkeit und Verwertbarkeit ganz nach oben stellt – so auch bei Bildung und Arbeit. Die junge Generation befinde sich auf einem umkämpften Markt und müsse sich selbst vermarkten und darstellen, um gut überleben zu können, sagt der Autor und Jugendforscher Heinzelmaier.
Corona hat zwar für das Thema Ansteckung und Gefährdung anderer Menschen sensibilisiert, brachte aber mit der Verbreitung von Homeoffice eine Verstärkung von Präsentismus, sagt Schuß: "Wenn die Ansteckungsgefahr wegfällt, ist die Schwelle noch kleiner geworden, doch zu arbeiten."
Die Arbeiterkammer berät und unterstützt nicht nur bei individuellen arbeitsrechtlichen Fragen zu Krankheit, Lohnfortzahlung und Krankengeld. Die Abteilung Arbeitnehmerschutz hat für Betriebsräte und betriebliche Gesundheitsmanager eine eigene Beratungsstelle zum Thema Präsentismus eingerichtet. Dazu werden Workshops und Vorträge in den Unternehmen zum Thema "Krank zur Arbeit – Warum?" angeboten. AK-Expertin Schuß: "Eine Unternehmenskultur der Achtsamkeit braucht präventive Maßnahmen wie eine klare Vertretungsregelung, ein vorbildhaftes Führungsverhalten und gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen."
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