37,9 Prozent der befragten Schulkinder geben an, dass sie von irgendeiner Art von Mobbing oder Gewalt betroffen sind.
37,9 Prozent der befragten Schulkinder geben an, dass sie von irgendeiner Art von Mobbing oder Gewalt betroffen sind. © Daisy Daisy - stock.adobe.com, AK Stmk
2.12.2019

Mobber, Opfer & Eltern: zuhören, reden, handeln

Mobbingsituationen werden härter und eskalieren schneller. Die sozialen Medien tragen dazu bei, dass sich eine Konfliktsituation rasch ausweitet – über den Pausenplatz hinaus. AK-Bildungsexpertin Katrin Hochstrasser beantwortet die häufigsten Fragen aus dem Beratungsalltag.

Wie merke ich, dass mein Kind gemobbt wird?

Katrin Hochstrasser: Meist erkennt man ziemlich schnell, dass etwas mit dem Kind nicht passt. Bei Betroffenen merkt man einen Rückzug. Diffuse Ängste, auch Schulangst, körperliche Beschwerden wie Bauchmerzen, Kopfweh, Lustlosigkeit manchmal bis hin zur Depression können auftreten.

AK-Bildungsexpertin Katrin Hochstrasser
AK-Bildungsexpertin Katrin Hochstrasser © Graf-Putz, AK Stmk

Und wenn es der Bully ist?

Hochstrasser: Oft gibt es diese Tendenzen schon bei kleinen Kindern: Sie können gut mit der Gruppe umgehen und sie für ihre Zwecke gewinnen. Meist sind sie in ihrem Inneren aber nicht so sicher, wie sie sich nach außen geben. Viele Kinder manövrieren sich in das "Täter-sein" selbst hinein – das Kind steht gerne im Mittelpunkt und die Gruppe applaudiert bei komischen Bemerkungen. So kann eine ungesunde Dynamik entstehen, die aber erst in Richtung Mobbing umschlägt, wenn die Gruppe das Verhalten toleriert bzw. es noch begrüßt oder befeuert. Dadurch wird die Stellung des Mobbers aufgewertet und gefestigt. Oft kommt es zu aggressiv- dissozialen Verhaltensweisen. Wobei es auch bei Mobbern zu einem Leistungsabfall kommen kann, weil die Täterin bzw. der Täter mit anderen Dinge beschäftigt ist (wie z. B. den Klassenclown zu geben).

Wie reagiere ich, wenn mein Kind die Täterin bzw. der Täter ist?

Hochstrasser: Wenn mein Kind wirklich der Tätergruppe angehört, dann wäre es wichtig, als Elternteil nicht wegzusehen. Sie können helfen, aus dieser destruktiven Dynamik auszusteigen, indem sie die Zivilcourage des eigenen Kindes stärken und das Selbstbewusstsein bzw. Gerechtigkeitsempfinden fördern, um im weitesten Sinne auch das System Schule oder das System Beruf zu beeinflussen. Aber zumindest um zu gewährleisten, dass in einer anderen Schule bzw. im Erwachsenenleben dieselben prozesshaften Dynamiken nicht wiederholt werden.

Was raten Sie Eltern von Mobbingopfern als 1. Schritt?

Hochstrasser: Reden, reden, reden. Bei Opfern gilt es, immer wieder nachzufragen, da viele sich nicht sofort öffnen können. Beginnen, ein (Cyber-)Mobbingtagebuch zu führen und eventuell Beweise wie Screenshots zu sichern, um Belege für das Mobbing zu haben. Dann das Gespräch mit der Klassenlehrerin bzw. dem Klassenlehrer suchen und möglichst neutral und faktenbasiert führen. Ansonsten auch die Direktion einschalten. Nie selbst mit dem vermeintlichen Täter oder dessen Eltern Kontakt aufnehmen.

Was tue ich, wenn es eskaliert, mein Kind aber noch mit der Mobberin bzw. dem Mobber in der Klasse ist?

Hochstrasser: Schwierig zu beantworten, da jeder Fall individuell zu werten ist. Falls man als Elternteil aber das Gefühl hat, es wird immer schwieriger und in der Schule selbst wird das zu wenig zum Thema gemacht, unbedingt über einen Schulwechsel des Kindes nachdenken, bevor es zu schlimm werden könnte. Man erspart dem Kind einiges.

"SchülerGrazer"

In Kooperation mit der Wochenzeitung "Der Grazer" bringt die AK Steiermark einen "SchülerGrazer" zum Thema Mobbing heraus. Eltern, Lehrkräfte und Schulkinder können diesen kostenlos unter bildung@akstmk.at anfordern.

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