Frau arbeitet im Supermarkt vor Gemüseregal
Auch Supermarktangestellte gelten seit Corona als "systemrelevante" Arbeitskräfte. © Wavebreakmediamicro, stock.adobe.com

Frauen halten die Gesellschaft in der Krise am Laufen

Ob Pflegerin, Angestellte im Lebensmittelhandel oder Kindergärtnerin, die einen Notbetrieb aufrechterhält: Gerade jene oft übersehenen Frauen, deren Berufstätigkeit schlecht bezahlt ist und deren Leistung vielfach als Selbstverständlichkeit hingenommen wird, bekommen derzeit mehr Aufmerksamkeit und Dank als in Zeiten vor der Corona-Pandemie. "Das tut den Betroffenen sicher gut, dass die Bedeutung ihrer Arbeit in der Krise so deutlich zu spüren ist", betont Bernadette Pöcheim, Leiterin der Abteilung Frauen und Gleichstellung. "Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass sowohl Bezahlung als auch Arbeitsbedingungen in diesen Branchen verbessert gehören. All jene, die nun für uns ihre Gesundheit im Job riskieren, müssen uns auch nach Abebben der Infektionszahlen mehr wert sein. Leider stehe laut Pöcheim eine ausgleichende Frauenpolitik in schwierigen Zeiten auf der Agenda der Regierenden weit unten.

Weniger "Frauenjobs"

Einige Gruppen erwerbstätiger Frauen wird die Corona-Krise auf andere Weise treffen: Im Gegensatz zur Finanzkrise vor zehn Jahren, bei der mehr Männer als Frauen ihren Arbeitsplatz verloren haben, sind nun besonders typische "Frauen-Branchen" gefährdet, wie etwa die Gastronomie oder der Reisesektor. "Verlieren Frauen ihren Job, besteht die Gefahr, dass sie die gesamte Haushalts- und Familienarbeit übernehmen und unsere Gesellschaft in Sachen Geschlechtergerechtigkeit wieder zurückfällt", warnt Pöcheim. Dann fiele auch der Wiedereinstieg in die Arbeitswelt wieder schwerer Kinderbetreuung belastet Denn die Hauptverantwortung für die Kinderbetreuung tragen während der Corona-Krise in 42 Prozent der Fälle die Mütter, in 23 Prozent die Väter, zeigt eine Umfrage des Sozialforschungsinstituts SORA. Geschlechterunterschiede werden vor allem im Homeoffice sichtbar: Väter, die von zu Hause arbeiten, sagen zu 64 Prozent, sie betreuen die Kinder währenddessen – bei Müttern sind es sogar 75 Prozent. Viele Eltern tun sich schwer, Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung unter einen Hut zu kriegen. Immer öfter verschieben sie die eigenen Arbeitszeiten auf das Wochenende, den Abend oder gar in die Nacht.


Homeoffice nicht die Lösung

"Die zuvor weit verbreitete Illusion, dass sich Homeoffice mit gleichzeitiger Kinderbetreuung zu Hause vereinbaren ließe, sollte nach den Erfahrungen der letzten Wochen niemand mehr haben. In Zeiten mit gesicherter Kinderbetreuung könne das durchaus funktionieren. Haben die Unternehmen einmal positive Erfahrungen damit gemacht, bieten sie künftig vielleicht häufiger flexible Arbeitsvarianten an", so Pöcheim. In Krisenzeiten könne das nur funktionieren, "wenn die Kinder batteriebetrieben sind" und man sie ein- und ausschalten könne.

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