Dramatische Gehaltseinbußen nach Geburten
Noch immer verdienen Frauen für gleiche Arbeit nicht den gleichen Lohn. In den Keller rasselt ihr Einkommen jedoch, sobald sie Mütter werden.
Weg von Babybrei und Zweiwortsätzen, zurück in den Beruf. Diese Aussicht war für Julia S. als Mitarbeiterin der Technischen Dokumentation in einem steirischen Industriebetrieb sehr verlockend. Aber nur für 20 Stunden, denn sie wollte ihren kleinen Sohn nicht allzu lange in der Kinderkrippe lassen. "So geht es vielen Müttern und ihr Wunsch ist verständlich", betont AK-Gleichstellungsreferentin Bernadette Pöcheim. "Für viele von ihnen wird diese deutliche Reduktion der Arbeitszeit über einen längeren Zeitraum aber letztlich zur Armutsfalle: weniger Lebenseinkommen und weniger Pension." So zeigen europaweite Statistiken einen besorgniserregenden Trend: In Österreich ist die Frauen-Teilzeitquote mit knapp 47 Prozent fast am höchsten, nur in den Niederlanden ist sie noch höher. Allerdings sind die Niederländerinnen im Schnitt 30 Wochenstunden berufstätig, während in Österreich der Anteil derjenigen, die weniger als 25 Wochenstunden für Geld arbeiten, im vergangenen Jahrzehnt sogar von 25 auf 27 Prozent gestiegen ist.
Als Gründe für ihre Teilzeit-Arbeit nennen die betroffenen Frauen in einer aktuellen Erhebung des Arbeitsmarktservice den eigenen Wunsch, die mangelnden Kinderbetreuungsangebote sowie den Unwillen der Männer, auch die unbezahlte Arbeit gerecht aufzuteilen. "Schon eine zweijährige Teilzeit senkt die Alterspension um rund zwei Prozent", warnt die AK-Gleichstellungsreferentin. "Das sollte jede Frau bedenken, wenn sie mit geringer Stundenanzahl aus der Babypause zurückkehrt." Daher macht sich die AK Steiermark seit Jahren für den Ausbau qualitativ hochwertiger Kinderbetreuung stark und zeigt in ihrem Kinderbetreuungsatlas (Link unten) öffentlichkeitswirksam auf, welche Gemeinden diesbezüglich noch Nachholbedarf haben. Auch im Wiedereinstiegs-Monitoring wird der Trend zur Teilzeitarbeit aufmerksam beobachtet und Frauen, die sich in der AK beraten lassen, werden auf die langfristigen Auswirkungen der Arbeitszeitreduktion hingewiesen. Für die Einbindung der Männer in Haushalt und Familienarbeit bleiben die Familien jedoch selbst zuständig …
Teilzeitarbeit bedeutet auch nicht immer dasselbe: Es kommt auf das Einkommen und die Wochenstundenanzahl an. Wer beispielsweise mehr als die Hälfte seines Erwerbslebens 30 statt 20 Stunden in Teilzeit arbeitet, verdient aufs Leben gerechnet im Schnitt fast 43 Prozent mehr. Und da bleibt daneben trotzdem noch Zeit für die Familie. Besonders, wenn auch der Partner seine Arbeitszeit auf 30 Stunden kürzt. "Was viele nicht wissen: Es gibt die Möglichkeit, dass bis zum 7. Geburtstag des jüngsten Kindes beide Partner parallel in Elternteilzeit gehen, inklusive Kündigungsschutz und Rückkehrrecht auf den Vollzeit-Arbeitsplatz", gibt Pöcheim zu bedenken. "Machen mehr Eltern davon Gebrauch, wird auch die Einkommensverteilung zwischen den Geschlechtern gerechter." Kinder können mehr Zeit daheim verbringen und Väter bekommen mehr von ihren Kindern mit. Ein Beratungstermin in der AK zum Thema Elternteilzeit kann daher ganz neue familiäre Perspektiven eröffnen: 05/7799-2590 bzw. frauenreferat@akstmk.at.
Julia S. und ihr Mann haben sich letztlich darauf geeinigt, während der intensiven Familienphase beide die Arbeitszeit auf 75 Prozent zu reduzieren.
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