Altersarmut der Frauen
Weil das Pensionssystem an bezahlter Arbeit ausgerichtet ist, droht im Alter Armut. Die AK rät Frauen zur Pensionsoptimierung.
"Um die Fortschritte der Gleichberechtigung betrachten zu können, nimmt Österreich an der europaweiten Zeitverwendungserhebung teil": So liest sich ein Vorhaben der neuen Bundesregierung in puncto Frauenpolitik. AK-Frauenabteilungsleiterin Bernadette Pöcheim erklärt, warum diese politische Absichtserklärung wichtig ist: "Abseits von Zeiterhebungsstudien bleibt das Ausmaß der geleisteten unbezahlten Arbeit im Haushalt, der Kinderbetreuung und der Pflege meist unsichtbar. Keine Sozialversicherung und kein Finanzamt erfassen diese Abermillionen von Arbeitsstunden – keiner kämpft um Lohnerhöhung oder Arbeitnehmerschutz. Den Haushalt in Schuss zu halten, kranke Kinder zu hüten und mit dem dementen Vater spazieren zu gehen bleibt daher unbemerkt, vielfach unbedankt und jedenfalls unbezahlt." Um Verbesserungen für Frauen durchsetzen zu können, die das Gros der unbezahlten Arbeit leisten, braucht es fundierte Daten. Und diese liefert eine Zeitverwendungsstudie.
Pöcheim weiß, wo sie zuerst ansetzen würde, um Frauen besser abzusichern: "Auch in der Elternteilzeit sollten wie bei der Altersteilzeit, die ja oft aus Gründen der Pflege genommen wird, die Sozialversicherungsbeiträge in der vollen ursprünglichen Höhe weiterlaufen, um allen familiär Engagierten auch eine existenzsichernde Altersvorsorge zu garantieren." Ein "Pflege-daheim-Bonus", wie er derzeit diskutiert wird (1.500 Euro pro Jahr ab Pflegestufe 3), lindert zwar ein wenig die aktuelle Finanznot, löst aber nicht das viel größere Problem der geringen Alterspensionen von Frauen, die zugunsten der Pflege ihre Erwerbsarbeit eingeschränkt haben. "Die soziale Absicherung von Frauen erfordert dringend Maßnahmen", betont Pöcheim.
In der letzten Erhebung der Zeitverwendung im Jahr 2008/09 hat sich gezeigt, dass Frauen genau jene Stundenanzahl, die Männer länger erwerbstätig sind, daheim mit unbezahlter Arbeit verbringen. Sie arbeiten also kein bisschen weniger, verdienen aber bei weitem nicht so gut. In den Jahren seit der letzten Studie, an der Österreich teilgenommen hat, ist einerseits die Teilzeitquote der Frauen deutlich gestiegen. Andererseits hat sich durch die Digitalisierung die Definition von "Arbeitszeit" verändert. Eine neuerliche Dokumentation der Zeitverwendung kann daher spannende Erkenntnisse bringen. "Im besten Fall dienen diese Ergebnisse dann auch den politisch Verantwortlichen dafür, gezielte Maßnahmen zur Geschlechtergerechtigkeit umzusetzen", hofft Pöcheim.
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