Katharina Mader: Die ganze Arbeit ums halbe Geld
Frauen verdienen immer noch weniger als Männer. Katharina Mader über Ursachen, Auswirkungen sowie Lösungswege für fairere Bezahlung.
Wenn Frauen von der Arbeit heimkommen, fängt die Arbeit zu Hause an. Daran hat sich seit hundert Jahren wenig geändert. Zum Internationalen Frauentag mahnt AK-Frauenreferentin Bernadette Pöcheim einmal mehr gerechte Entlohnung ein.
"Für die Frauen ist zu Hause nur Schichtwechsel", hat die 1942 von den Nazis ermordete Käthe Leichter zu ihrer Zeit festgestellt. Ist die Arbeit im Job erledigt, fängt sie daheim an.
Was die Juristin, Widerstandskämpferin und Leiterin des damals neu gegründeten Referats für Frauenarbeit in der AK Wien zu ihrer Zeit beobachtet hat, gilt auch heute noch in vielen Haushalten. Durch ungerecht niedrigen Verdienst in der Berufswelt haben immer noch viele Frauen in ihren Familien nicht das Durchsetzungsvermögen, eine gerechte Aufteilung der unbezahlten Arbeit einzufordern. Viele Männer, die den größeren finanziellen Beitrag zum Haushaltseinkommen leisten (selbst wenn sie im gleichen Stundenausmaß arbeiten), erwarten von ihren Partnerinnen, dass diese die Differenz sozusagen daheim abarbeiten.
"Es ist traurig, dass Käthe Leichters Spruch auch heute noch gültig ist", sagt AK-Frauenreferentin Bernadette Pöcheim. Auch die aktuellste Zeitverwendungsstudie zeigt, dass mehr als die Hälfte der Arbeit, die Frauen leisten, unbezahlte Arbeit ist. "Frauen fairdienen mehr – mehr Lohn und mehr Freizeit!", fordert Pöcheim. Lohntransparenz, faire Bezahlung und eine sachlich geführte Diskussion über den Wert der geleisteten Arbeit wären dringend nötig, um diese Ungerechtigkeit zu beseitigen.
Das Frauen- und Gleichstellungsreferat der AK Steiermark begeht alljährlich den Internationalen Frauentag am 8. März und macht auf das Problem ungerechter Bezahlung aufmerksam. Heuer bekommt jede Frau, die sich am 8. März in der AK beraten lässt, eine Tragetasche mit der Aufschrift "Fair macht Frauen stark" und ein Lesezeichen mit Käthe Leichters Spruch. In die Tasche passen übrigens nicht nur die schnellen Lebensmitteleinkäufe auf dem Heimweg von der Arbeit, sondern auch Utensilien für ein paar Stunden unbeschwerter Auszeit.
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