Frauen
Österreichische Frauen erhalten rund 40 Prozent weniger Pension als Männer. © Halfpoint, stock.adobe.com

Pensionen neu berechnen und Gerechtigkeit schaffen

Bessere Bewertung von Kindererziehungszeiten, von Zeiten der Arbeitslosigkeit und die Einführung eines Gender-Pay-Gap-Faktors: Das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO hat im Auftrag der AK Oberösterreich drei Szenarien zur gerechteren Gestaltung von Pensionen durchgerechnet.

Gut 40 Prozent weniger Pension erhalten die österreichischen Pensionistinnen im Vergleich zu Männern. Damit ist die Altersarmut überwiegend weiblich. Gründe für die Schlechterstellung von Frauen bei ihrer Alterssicherung sind neben niedrigeren Einkommen in typischen Frauenberufen die Erwerbsunterbrechungen durch Kindererziehung und Pflege von Angehörigen, aber auch lange Phasen von Teilzeitarbeit zugunsten unbezahlter Arbeit in Haushalt und Familie.

Die Arbeiterkammer Oberösterreich wollte wissen, welche möglichen Stellschrauben die Lücke zwischen Frauen- und Männerpensionen verringern können, wer davon profitiert und wieviel die einzelnen Maßnahmen kosten würden. Das WIFO hat die Szenarien durchgerechnet.

Kindererziehung wertschätzen

Die erste Stellschraube wäre eine höhere Bewertung von Kindererziehungszeiten, wobei die Grundlage für deren Bewertung das mittlere Bruttomonatsentgelt von ganzjährigen Vollbeschäftigten wäre – und nicht wie jetzt ein fiktives Gehalt, das deutlich darunter liegt (2.163,78 Euro). Diese Maßnahme würde die Pensionslücke um rund 4 Prozentpunkte schließen (von 41,7 Prozent auf 37,2 Prozent) und wäre damit erfolgreicher als alle Bemühungen der letzten zehn Jahre, die nur 3,18 Prozentpunkte gebracht haben. Pro Jahr lägen die Kosten bei 63 Millionen Euro; die durchschnittliche Frauenpension würde sich damit um 133 Euro erhöhen.

Arbeitslosigkeit abmildern

Eine Neubewertung von Zeiten der Arbeitslosigkeit mit 90 statt 70 Prozent Anrechnung der Bemessungsgrundlage brächte Frauen im Schnitt 18 Euro mehr Pension und Männern 23 Euro – bei Kosten von 25 Millionen Euro pro Jahr. Die Pensionslücke ließe sich damit allerdings nur um 0,3 Prozentpunkte schließen.

Aufwertungsfaktor einführen

Um nicht die Ungerechtigkeit des Arbeitslebens 1:1 in die Pension mitzunehmen, wurde im Rahmen der WIFO-Studie auch ein Anpassungsfaktor geprüft. Der sogenannte "Gender-Pay-Gap-Faktor" entspräche jenem Prozentsatz, um den die durchschnittliche Beitragsgrundlage für Frauenpensionen unter jener von Männern liegt. Im Fall einer Einführung dieses bisher nur im Modell ausgerechneten Faktors könnte sich die geschlechterbedingte Lücke zwischen den Pensionen um knappe 6 Prozentpunkte auf 35,9 Prozent senken lassen. Die durchschnittliche Frauenpension stiege um 129 Euro pro Monat, von der Förderung würden zielgerichtet wirtschaftlich benachteiligte Frauen profitieren.

Mit dem Gender-Pay-Gap-Faktor wäre auch gesichert, dass die Förderung von Frauen nur so lange angewendet würde, bis sie im Arbeitsleben gleichgestellt sind. Die Kosten lägen bei 95 Millionen jährlich.

Österreich muss aufholen

"Österreich zählt innerhalb der EU zu den Ländern mit der größten Pensionslücke zwischen den Geschlechtern", gibt AK-Gleichstellungsreferentin Bernadette Pöcheim zu bedenken. "Es ist höchste Zeit, Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Davon profitieren nicht nur die Frauen, sondern auch ihre Partner – und die gesamte Gesellschaft, in der Frauen aus ihrer finanziellen Unterdrückung geholt werden." Innovative Ansätze zur Neuberechnung sind daher dringend notwendig.

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