"Erst recht!": Kleines Geschenk zum Frauentag
Arbeitnehmerinnen, die sich am 8. März in der Arbeiterkammer beraten lassen, bekommen als kleine Aufmerksamkeit eine Packung Schnitten geschenkt.
Wenn jene Männer, die ihre Arbeitsstunden gerne reduzieren würden, ihre Stunden an jene Frauen abgeben könnten, die gerne länger bezahlt arbeiten möchten, wäre ein großer Schritt in Richtung Gerechtigkeit getan.
"Natürlich lässt sich die Verteilung der Arbeitszeit nicht rein mathematisch lösen", gibt AK-Gleichstellungsreferentin Bernadette Pöcheim zu bedenken. "Da es nach wie vor typische Frauen- und Männerberufe gibt und Angebot und Nachfrage nicht unbedingt im selben Unternehmen übereinstimmen, können nicht einfach Frauen, die gerne mehr Wochenstunden erwerbstätig wären, die Stunden von den Männern übernehmen, die ihre Arbeitszeit eigentlich reduzieren möchten. Aber die kürzlich für den Arbeitsklimaindex erhobenen Zahlen zeigen ein unglaubliches Potenzial."
Sechs von zehn Frauen möchten ihr Stundenkontingent nicht aufstocken. Diejenigen aber, die das gerne tun würden, arbeiten derzeit im Schnitt 27 Wochenstunden und wünschen sich weitere sieben Arbeitsstunden. Männer, die gerne in geringerem Ausmaß erwerbstätig sein wollen, streben eine Stundenreduktion von durchschnittlich 39 auf 32 Stunden an. Vielleicht ließen sich doch mehr Wünsche zur Veränderung der Arbeitszeit verwirklichen als gedacht …
Ein Hemmschuh bei der gerechteren Bezahlung ist die immer noch klassische Verteilung der Geschlechter auf die Branchen: Im Gesundheits- und Sozialwesen sind drei Viertel der Beschäftigten weiblich – und auch im Bildungssektor, Dienstleistungsbereich und Handel stellen sie mehr als die Hälfte der Angestellten. Das Bauwesen, die Energie- und die Wasserversorgung, Verkehr und Produktion befinden sich hingegen weiterhin überwiegend in Männerhand.
Dafür bezahlen Frauen teuer, denn die klassisch weiblichen Jobs sind deutlich schlechter bezahlt. Ein Teil des Einkommensunterschiedes zwischen den Geschlechtern lässt sich aber auch dadurch nicht erklären: Der um Arbeitszeit, Qualifikation und Tätigkeit bereinigte Gender Pay Gap beträgt in Österreich bei Vollzeitbeschäftigten noch immer 12,7 Prozent. "Das zeigt, dass die Diskriminierung nicht überwunden ist", betont Pöcheim. Sie fordert von Politik und Wirtschaft faire Karrieremöglichkeiten, geschlechtergerechte Bezahlung und familienfreundliche Arbeitszeiten – für Männer wie Frauen.
"Frauen, die gerne mehr Wochenstunden leisten würden, können sich ja bei Männern im selben Bereich ihres Unternehmens umhören. Vielleicht denkt der eine oder andere an eine Arbeitszeitreduktion und hat den Wunsch nur noch nicht ausgesprochen", empfiehlt die AK-Gleichstellungsreferentin.
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