AK-Präsident Josef Pesserl, AK-Frauenreferatsleiterin Bernadette Pöcheim (l.) und Cordula Schlamadinger, Leiterin der Kinderdrehscheibe, präsentierten den 10. AK-Kinderbetreuungsatlas.
AK-Präsident Josef Pesserl, AK-Frauenreferatsleiterin Bernadette Pöcheim (l.) und Cordula Schlamadinger, Leiterin der Kinderdrehscheibe, präsentierten den 10. AK-Kinderbetreuungsatlas. © Buchsteiner, AK Stmk
6.9.2023

Kinderbetreuung: Träger kämpfen mit Personalmangel

Der 10. Kinderbetreuungsatlas der AK Steiermark zeigt einmal mehr die kritische Lage in den steirischen Kinderbetreuungseinrichtungen auf. Schlechte Bezahlung und belastende Arbeitsbedingungen führen zu einer dramatischen Personalsituation.

In vielen steirischen Gemeinden bzw. Kinderbetreuungseinrichtungen herrscht ein akuter Mangel an Betreuungspersonal. Das belegen auch die Zahlen im mittlerweile 10. AK-Kinderbetreuungsatlas: Zwar erfüllen von 286 steirischen Gemeinden heuer 153 – exakt genauso viele wie im Vorjahr – die Kriterien für die "Kategorie A": "Für diese Kategorie müssen eine Betreuungseinrichtung für Kinder unter drei Jahren, ein Ganztageskindergarten und eine Nachmittagsbetreuung für Volksschulkinder vorhanden sein", erklärt AK-Frauenreferatsleiterin Bernadette Pöcheim. Gesunken ist jedoch die Zahl jener Gemeinden, die den zusätzlichen Kriterien des "Vereinbarkeitsindikators für Familie und Beruf" (VIF) gerecht werden. So verfügen heuer nur noch 70 Gemeinden (im Vorjahr waren es 74) über Betreuungsangebote für Kinder von null bis zehn Jahren mit Öffnungszeiten, die beiden Elternteilen Vollzeitjobs ermöglichen.

Niedrige Versorgungsquote

Und obwohl die Zahl jener Gemeinden, in denen es Kinderkrippen gibt, seit dem vergangenen Jahr von 164 auf 167 gestiegen ist, ist in der Steiermark von flächendeckenden Betreuungsangeboten für Kinder unter drei Jahren keine Rede: Laut dem Barcelona-Ziel hätte es schon im Jahr 2010 eine Versorgungsquote von 33 Prozent geben sollen, 2030 wären es sogar 45 Prozent. Doch mit einer Quote von derzeit 19,9 Prozent – der schlechtesten im Bundesländervergleich –  ist die Steiermark weit von der Erreichung dieses Ziels entfernt.

Digitaler Atlas

Zusammengefasst haben sich gegenüber dem Vorjahr zehn Gemeinden in der Kategorie verbessert, während es bei 15 Gemeinden zu einer Abstufung kam. Gründe für Auf- bzw. Abstufungen sind unter anderem das (Nicht-)Vorhandensein von Tageseltern und die Ausweitung oder Einschränkung von Öffnungszeiten in den Betreuungseinrichtungen.
Den Kinderbetreuungsatlas gibt es seit dem Jahr 2021 in digitaler und interaktiver Form: Unter kinderbetreuungsatlas.akstmk.at können alle Details zu den einzelnen Gemeinden abgerufen werden.

Viele denken an Berufswechsel

Die Gründe für die Personalnot in den Betreuungseinrichtungen hat die AK Steiermark kürzlich mit ihrem neuen "Kinderzukunftsindex" erhoben – eine Online-Befragung, an der sich mehr als 2.600 Beschäftigte in steirischen Kindergärten und -krippen beteiligt haben. Dabei gaben 91 Prozent der Befragten an, dass die Kindergruppen zu groß sind, 72 Prozent sagten, dass die Kinder in den Gruppen deswegen nicht mehr ausreichend betreut werden können. Rund die Hälfte der Befragten denkt aufgrund der aktuellen Situation deswegen auch ernsthaft über einen Berufswechsel nach, was den Personalmangel noch wesentlich verschärfen würde.

Appell an Politik

"Wir sehen jetzt die Versäumnisse der Vergangenheit. Die Beschäftigten leiden unter massiven Belastungen, die Versorgung ist nicht mehr gewährleistet, Eltern finden in vielen Bereichen keinen Betreuungsplatz. Die Politik muss er-kennen, dass jetzt zu handeln ist. Nicht morgen, jetzt!", fordern AK-Präsident Josef Pesserl und AK-Frauenreferatsleiterin Bernadette Pöcheim bessere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung für die Beschäftigten in der Kinderbetreuung.

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