Corona-Krise beweist Wert der Frauenarbeit
Mehr Respekt für Frauenarbeit, weniger Jobs in "Frauenbranchen", Neuverteilung der Familienarbeit: Die Krise hat unterschiedlichste Folgen für Frauen.
Frauen und Männer sind in der Berufswelt gleichberechtigt und damit auch gleichgestellt? Dass die betroffenen Frauen das nicht glauben, leuchtet ein. Zu oft erleben sie, dass ihnen weniger zugetraut wird oder dass ihre Karriere durch eine zweite große Lebensaufgabe, das Familienleben, ins Stocken gerät. Aber mit ihrem begründeten Unrechtsempfinden sind sie nicht allein: Vielen österreichischen Männern ist das Ungleichgewicht ebenso bewusst. Das ergab eine Umfrage von Karmasin Research & Identity im Auftrag der Regionalmedien Austria (RMA). 2.000 Österreicherinnen und Österreicher haben ihre Meinung kundgetan. Dabei hat sich gezeigt, dass die sogenannte gläserne Decke, an die Frauen bei ihrem beruflichen Aufstieg stoßen, von drei Viertel der Frauen und immerhin 55 Prozent der Männer wahrgenommen wird.
Obwohl Frauen dazu neigen, ihre eigenen Leistungen zu unterschätzen (das finden sechs von zehn Befragten), fällt ihnen auf, dass sie sich mehr bemühen müssen, um im Beruf Erfolg zu haben, als Männer. Klar sehen das Frauen eher so (84 Prozent), aber auch unter den Männern ist es eine deutliche Mehrheit (57 Prozent). Nur acht Prozent sind überzeugt davon, dass Frauen und Männer heutzutage in allen Bereichen gleichberechtigt sind. Sechs von zehn nehmen die Situation so wahr, dass Männer – bewusst oder unbewusst – bei Stellenbesetzungen bevorzugt werden. Übrigens sind weniger als ein Drittel der Befragten der Meinung, dass durch Frauenquoten minder qualifizierte Frauen zum Zug kommen. "Die Umfrage zeigt, dass viele Männer die derzeitigen Lebensbedingungen von Frauen auch als ungerecht ansehen", resümiert AK-Gleichstellungsreferentin Bernadette Pöcheim. "Seite an Seite sollten sich Frauen wie Männer daher dafür einsetzen, diese Ungerechtigkeit zu beseitigen."
Denn auch das wichtigste "Karrierehindernis" für Frauen betrifft einen Lebensbereich, in dem sich eigentlich Männer wie Frauen gleich intensiv engagieren sollten, nämlich die Familie. Beide Elternteile sollten durch ein bedarfsorientiertes und gleichzeitig kindgerechtes Angebot an Kinderbetreuung unterstützt werden, um ihrer Erwerbsarbeit nachgehen zu können. Das muss nicht immer im Vollzeitjob sein, immerhin können Vater und Mutter gleichzeitig Elternteilzeit in Anspruch nehmen. Fast drei Viertel der Befragten sehen im Punkt Kinderbetreuung – und in der mangelnden Flexibilität der Arbeitsbedingungen – den Hauptgrund dafür, warum Frauen im Beruf oft nicht ihren Fähigkeiten entsprechend durchstarten können. "Unsere Forderungen nach einem Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem 2. Lebensjahr und nach weiterem, gezieltem Ausbau der Kinderbetreuung ist daher kein Randthema, sondern ein zentraler Punkt, um Müttern wie Vätern eine ihren Fähigkeiten entsprechende berufliche Entwicklung zu ermöglichen", betont die AK-Gleichstellungsreferentin.
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