Frau spielt mit Tochter, während sie ihren Laptop auf dem Schoß hat.
Homeoffice und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen, ist gerade für Alleinerzieherinnen ein schwieriger Spagat. © Mariia Korneeva, stock.adobe.com

Corona-Krise beweist Wert der Frauenarbeit

Mehr Wertschätzung für Frauenarbeit, weniger Arbeitsplätze in typischen Frauenbranchen, Neuverteilung der Familienarbeit im Homeoffice: Die durch das Coronavirus entstandenen Veränderungen im Alltag können sehr unterschiedliche Auswirkungen auf berufstätige Frauen haben.

Ob Pflegerin, Angestellte im Lebensmittelhandel oder Kindergärtnerin, die einen Notbetrieb aufrechterhält: Zur Zeit bekommen gerade jene oft übersehenen Frauen, deren Berufstätigkeit schlecht bezahlt ist und deren Leistung vielfach als Selbstverständlichkeit hingenommen wird, mehr Aufmerksamkeit und Dank als in Zeiten vor dem Ausbruch der SARS-CoV-2-Pandemie. "Das tut den Betroffenen sicher gut, dass die Bedeutung ihrer Arbeit in der Krise so deutlich zu spüren ist", betont AK-Frauenreferentin Bernadette Pöcheim. "Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass sowohl Bezahlung als auch Arbeitsbedingungen in diesen Branchen verbessert gehören, etwa durch eine 35-Stunden-Woche im Pflegebereich. All jene, die nun für uns ihre Gesundheit im Job riskieren, müssen uns auch nach Abebben der Infektionszahlen mehr wert sein!"

Weniger "Frauenjobs"

Einige Gruppen erwerbstätiger Frauen wird die Corona-Krise auf andere Weise treffen, wie eine internationale Studie von Forscherinnen und Forschern dreier Universitäten zeigt. Im Gegensatz zur Finanzkrise vor zehn Jahren, bei der mehr Männer als Frauen ihren Arbeitsplatz verloren haben, sind nun besonders typische "Frauen-Branchen" gefährdet, wie etwa die Gastronomie oder der Reisesektor. "Verlieren Frauen ihren Job, besteht die Gefahr, dass sie die gesamte Haushalts- und Familienarbeit übernehmen und unsere Gesellschaft in Sachen Geschlechtergerechtigkeit wieder zurückfällt", warnt Pöcheim. Dann fiele auch der Wiedereinstieg in die Arbeitswelt wieder schwerer. Besonders hart trifft die derzeitige Doppelbelastung von reduziertem Kinderbetreuungsangebot und Erwerbsarbeit, aber auch die angespannte Situation am Arbeitsmarkt, die österreichischen Alleinerzieherinnen, von denen jetzt schon 44 Prozent als armutsgefährdet gelten. Zudem steht eine ausgleichende Frauenpolitik in schwierigen Zeiten auf der Agenda der Regierenden weit unten.

Krise als Chance

Bei allen zu erwartenden negativen Auswirkungen liegt in der Corona-Krise aber auch eine Chance: "In jenen Familien, in denen die Frauen einer unverzichtbaren Erwerbstätigkeit direkt vor Ort nachgehen, ob am Pflegebett oder an der Supermarktkassa, fällt die Kinderbetreuung nun häufig den Vätern zu – je nachdem, in welchem Bereich sie selbst arbeiten. In der veränderten Arbeitsverteilung während der Krise liegt immerhin die Möglichkeit, dass auch bei einer langsamen Rückkehr in den Alltag mehr Familienarbeit von den Männern übernommen wird", hofft die AK-Frauenreferentin. Positive Auswirkungen sind auch dort möglich, wo die Arbeitgeber gerade viel in die Infrastruktur für Telearbeit investiert haben. "Haben die Unternehmen einmal positive Erfahrungen damit gemacht, bieten sie in Hinkunft vielleicht häufiger flexible Arbeitsvarianten an", so Pöcheim. Die zuvor weit verbreitete Illusion, dass sich das Homeoffice mit gleichzeitiger Kinderbetreuung in den eigenen vier Wänden vereinbaren ließe, sollte nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen niemand mehr haben. Aber vielleicht können Pendlerinnen und Pendler mit regelmäßigen Homeoffice-Tagen so manche Wegstrecke einsparen oder es lassen sich einzelne Arbeitseinheiten auf Tageszeiten verlegen, in denen der Partner die Kinderbetreuung übernimmt.

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