Arbeitszeit: Was sich mit 1. September 2018 ändert
Seinen Hobbys, freiwilligen Verpflichtungen oder Interessen nachzugehen, wird künftig durch das neue Arbeitszeitgesetz erschwert werden. Dieser Meinung sind Vertreter aus Sport, Ehrenamt und Bildung. Er gehe davon aus, dass die Probleme für den Spielbetrieb mit den neuen längeren Arbeitszeiten zunehmen werden, sagt Fußballtrainer Stefan Schwarz vom Grazer LUV. Schon jetzt seien vor allem bei den Schichtarbeitern viel Engagement und verständnisvolle Chefs gefragt, damit ein Einsatz bei Meisterschaftsspielen möglich ist. Für talentierte Jugendliche bedeutet der Starteiner Lehre im Handel oder im Gastrobereich fast automatisch das Ende für den Fußballsport. Spiele am Freitag- und Samstagabendseien mit diesen Berufen nicht mehr möglich. Trainer Schwarz sagt, als Reaktion auf die neuen Arbeitszeitregeln überlege er, den Kader zu vergrößern oder mehr Studierende einzusetzen.
„Nach den Unwettereinsätzen gibt es immer das große Dank ein den Zeitungen, aber am Tag danach ist es wieder vergessen, dass es eine ehrenamtliche Tätigkeit ist, für die Zeit aufgebracht wird“, kritisiert Marcus Gordisch, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Hohenbrugg/Raab. Einige wenige Feuerwehrleute dürften zwar problemlos zu Einsätzen weg, aber der Chef sage ihnen schon, dass die Arbeit „natürlich erledigt gehört“. Wenn man von Haus aus 60 Stunden arbeite, könne das eine „sehr lange Arbeitswoche“ werden. Im schlimmsten Fall fehle es aber künftig an Mannstärke beim Einsatz, sieht Gordisch durch das neue Gesetz „massive Probleme“ auf die Freiwilligen zukommen. Zudem gehöre die Jugend betreut, die vor allem vor Bewerben über Wochen mehrmals wöchentlich übt. „Es ist jetzt schon schwer, jemanden für verantwortungsvolle Positionen zu finden, der sich die Zeitnehmen kann. Bei 60 Stunden die Woche wird das nicht besser“, so Gordisch. Außerdem braucht es Helferinnen und Helfer bei Feuerwehr-Veranstaltungen, die dazu dienen, dass Ausrüstungen, Fahrzeuge usw. finanziert werden können.
„Die Erwachsenenbildung steht bei der Planung ihrer Angebote wegen der neuen langen Arbeitszeiten vor großen Herausforderungen“,sagt VHS-Chef Martin Bauer. Man werde sehr flexibel reagieren und versuchen, allen Interessierten qualitativ hochwertige Kurse zum passenden Zeitpunkt zu organisieren. Trotzdem könne es zu einem Rückgang bei der Zahl der Teilnehmenden kommen, befürchtet der Bildungsexperte. Es sei schwer vorstellbar, dass nach einem oder mehreren 12-Stunden-Tagen die Lust auf körperliche Betätigung oder inhaltlich komplexe Fort- und Weiterbildungsthemen groß sei. Bauer: „Ich kann alle verstehen, die sich nach solchen Arbeitstagen lieber auf der Couch ausstrecken anstatt EDV oder Sprachen zu lernen.“
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