AK erneut mit Nestor Gold-Gütesiegel ausgezeichnet
Die AK Steiermark wurde vom Sozialministerium für ihre generationen- und alternsgerechte Organisationsstruktur mit einem Gütesiegel prämiert.
"Eine Vollzeit-Beschäftigung wird vor diesem Hintergrund vor allem vielen Müttern weiterhin verwehrt", sagt Bernadette Pöcheim, Leiterin des AK-Frauenreferats. Die Teilzeitquote von Frauen liegt bei 48 Prozent. Zwei Drittel von ihnen arbeiten unter 25 Stunden.
Pöcheim: "Teilzeitarbeit mag zwar in manchen Lebenslagen für Frauen die richtige Wahl sein. Doch diese Arbeitsform bringt auf Dauer keine eigenständige Absicherung." Die Kindererziehung wird nur zu einem geringen Teil für die Pension angerechnet, auch wenn in diesem Zeitraum keine Pensionsbeiträge bezahlt werden. Für jedes Kind werden maximal vier Jahre berücksichtigt und pro Jahr Kindererziehung gibt es 28 Euro als monatliche Pensionsleistung. Eine Frau, die also vier Jahre lang wegen der Kinder daheim bleibt, erhält dafür in der Pension monatlich 112 Euro. Weil aber Kinder nach vier Jahren nicht erwachsen sind und noch viel Zuwendung brauchen, wählen danach viele Frauen Teilzeitarbeit. Denn hier kommt wieder das nicht flächendeckende Kinderbetreuungsangebot ins Spiel. Das vielzitierte Schlagwort von der Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie bleibt eine hohle Phrase.
Aber Teilzeitarbeit hat nicht nur massive Auswirkungen auf Karriere- und Berufschancen. Teilzeitarbeit bedeutet, dass nur geringe Beiträge auf das Pensionskonto wandern. "Wer monatlich 1.500 Euro verdient, bekommt nach 45 Jahren 1.200 Euro Pension. Bei einer Halbierung auf Teilzeit sind es nur 600 Euro", zeigt die Expertin drastisch die Folgen auf: "Besonders Frauen sind im Alter armutsgefährdet."
"Dabei funktioniert unsere Gesellschaft nur, weil Frauen ständig unbezahlt zugreifen: bei der Hausarbeit, bei der Betreuung unserer Alten und beim Aufziehen der Kinder. 64 Prozent der gesamten Arbeitszeit von Frauen ist unbezahlt", stellt Pöcheim klar.
In den steirischen Einrichtungen zur Kinderbetreuung herrscht Mängelverwaltung. Darunter leidet das Personal, darunter leiden die Kinder und darunter leiden Mütter und Väter, die für ihre Berufstätigkeit auf ein funktionierendes System angewiesen sind.
Judith Kickmayer, Leiterin WIKI Kindergarten & Kinderkrippe Eggenberg: "Wir leisten seit Monaten gemeinsam hunderte Überstunden, da bei uns am Nachmittag eine Elementarpädagogin fehlt. Die Kinder haben nur am Vormittag einen geregelten Ablauf, weil nur das Vormittagsteam konstant ist. Die offene Stelle am Nachmittag wird fast täglich mit anderen Personen abgedeckt. Dadurch gelten immer andere Regeln und die Kinder loten ihre Grenzen aus. Da die ganze Arbeit für die gesamte Gruppe (Portfolio, Schulvorbereitung, Entwicklungsberichte- und Gespräche usw.) an einer Pädagogin hängenbleibt, ist nach dem Kinderdienst nur begrenzt Zeit übrig, die Vertretung, nebst der Weitergabe wichtiger Informationen, auf alle Regeln einzuschulen. Zudem lastet alles auf der Vormittagspädagogin, weil die Betreuerinnen nicht für diese Tätigkeiten zuständig sind und die Kolleginnen aus dem Haus, die einspringen, selbst eine Gruppe samt den dazugehörigen Arbeiten leiten. Wenn wir Glück haben, bekommen wir eine Vertretungskraft von der Zentrale geschickt, um keine weiteren Stunden aufzubauen, aber da es zu wenig Vertretungskräfte gibt, ist auch dies schwierig. Mein Wunsch wäre, endlich die Rahmenbedingungen anzupassen. Es braucht kleinere Gruppen, das Gehalt gehört angepasst, um KollegInnen (zurück) in die Praxis zu holen."
Sabine Ornigg, Leiterin Kindergarten Andersengasse in Graz: "Es darf sich niemand darüber wundern, dass es bei uns immer weniger Berufseinsteigerinnen und -einsteiger gibt, dass sogar immer mehr Junge rasch wieder aussteigen: Das hat etwas mit der mangelnden Wertschätzung, der geringen Akzeptanz unserer Arbeit zu tun – Kindergarten hört sich nach Tanten, Spiel und Singen an: Ich wünsche mir eine Image-Zurechtrückung durch die Politik!"
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