Der Mittelstand muss aufgrund der Teuerung erstmals auf liebe Gewohnheiten, etwa feine Restaurantbesuche, verzichten. Die AK fordert bessere Hilfen, auch mitfinanziert aus den Übergewinnen der Energiekonzernen.
Der Mittelstand muss aufgrund der Teuerung erstmals auf liebe Gewohnheiten, etwa feine Restaurantbesuche, verzichten. Die AK fordert bessere Hilfen, auch mitfinanziert aus den Übergewinnen der Energiekonzernen. © contrastwerkstatt - stock.adobe.com, AK Stmk
5.9.2022

Die extreme Teuerung sorgt für Unruhe im Mittelstand

Die Teuerung frisst sich bereits in den Mittelstand, beklagt die Opposition. Die Entlastung im Herbst soll in der Breite greifen, da die Teuerung im Mittelstand deutlich spürbar ist, antwortet die Regierung. Wer oder was ist eigentlich der Mittelstand?

Anfang des Jahres, als die Kosten für Strom und Treibstoffe massiv zu steigen begannen, kamen gut gemeinte Ratschläge zum Energiesparen. Man solle doch beim Kochen einen Deckel auf den Topf geben oder duschen statt ein Vollbad nehmen. Ja eh, will man sagen, denn eigentlich gehören solche Tipps zum Allgemeinwissen. Bizarr abgehoben war da der Rat der NÖ-Landeshauptfrau, man solle statt zehn nur drei Ballkleider kaufen. In allen Fällen ging es aber darum, mit Spargesinnung der Teuerung eins auszuwischen.

Verzicht – aber für wen?

Tatsächlich ist Verzicht zu üben für arme Menschen das tägliche Brot. 1,2 Millionen Menschen in Österreich gelten als armutsgefährdet. Viele Alleinerziehende, Familien mit mehreren Kindern, Menschen mit Mindestpensionen, Arbeitslose oder Zugewanderte wissen genau, wo es günstige Lebensmittel gibt, dass ein zusätzlicher Pullover im Winter die Kälte erträglich macht oder dass man jahrelang ohne Urlaub auskommen muss, weil das Geld fehlt. Nun frisst sich die Teuerung aber tief in breitere Schichten der Bevölkerung. Die Zeiten werden insgesamt unsicherer. Gerade erst ist Corona einigermaßen bewältigt, als Russland mit einem Krieg in der Ukraine seine Weltmachtstellung wiederherstellen will. Über allem schwebt der Klimawandel mit Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen, die ein grundsätzliches Umdenken unseres Wirtschaftens erfordern. Und nun diese extreme Inflation, die mit allem irgendwie zusammenhängt.

"Die Übergewinne der Energieunternehmen gehören abgeschöpft, um damit die Haushalte, die Betriebe und die Pendlerinnen und Pendler zu entlasten."

AK-Präsident Josef Pesserl


2.435 Euro im Median

Das Medianeinkommen betrug 2020 in Österreich 2.435 Euro brutto im Monat. Der Mittelstand liegt zwischen Unter- und Oberschicht. Von der Statistik Austria wird dabei der Einkommensbereich zwischen 60 Prozent (1.460 Euro) und 180 Prozent (4.380 Euro) des Medianeinkommens als Mittelschicht definiert.

Und die Gewinne?

Bei diesen Werten ist klar, dass die Teuerung bis weit in den Mittelstand hinein zu Problemen führt und Verzicht auf liebe Gewohnheiten keine Frage  des Wollens, sondern des Müssens geworden sind. Aber machen  alle dabei mit? Schmerzt es den Millionär, wenn das Beheizen des Pools plötzlich das Doppelte kostet oder auch der Besuch des Haubenrestaurants? Und wie ist es mit den extrem gestiegenen Gewinnen von Energieunternehmen, die auf unsere Kosten angehäuft werden? Die Haltung der Arbeiterkammer ist klar: Übergewinne, die den Unternehmen unverdient in den  Schoß fallen, gehören abgeschöpft, um damit die Haushalte,  die Betriebe sowie die Pendlerinnen und Pendler zu entlasten.

"Not-Euro" anzapfen und Lohnsteuerausgleich machen

Viele Beschäftigte lassen Geld am Finanzamt liegen, weil sie keine Arbeitnehmerveranlagung (Lohnsteuerausgleich) durchführen. Jedes Frühjahr bietet die Arbeiterkammer mit den AK-Steuerspartagen ein Service dazu an. Wer das verpasst hat, kann sich noch heuer bei der AK beraten lassen, um diese "Not-Euros" bis zu fünf Jahre im Nachhinein einzufordern.

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