Pflegekräfte
Pflegerinnen und Pfleger haben in der Corona-Krise starken Zusammenhalt bewiesen. © Fotolia - Andrey Popov, AK Stmk
15.7.2021

Pflegeheime suchen Weg aus der Krise

Mit viel Herz und einem starken Teamgeist schafften es die Beschäftigten in den steirischen Pflegeheimen, die Corona-Krise zu meistern. Die AK sprach mit zwei Betriebsratsvorsitzenden über die Vereinsamung unserer Alten während der Pandemie, über ständige Dienstplanänderungen und wie es nun weitergehen soll.

Studien zeigen, dass Angestellte in der Langzeitpflege während der Corona-Pandemie bis an ihre Grenzen belastet wurden. "Wir alle haben zusammengehalten und durchgebissen", berichtet Beatrix Eiletz, die als Betriebsratsvorsitzende der steirischen Volkshilfe für 3.000 Beschäftigte zuständig ist. Man wurde kalt erwischt, schon vor dem ersten Lockdown gab es in einem Pflegeheim einen Infektionscluster. "Die Geschäftsführung hat gut reagiert", sagt sie, "rasch wurden Regelungen erarbeitet, Alarmpläne entwickelt und Vorsichtsmaßnahmen umgesetzt."

Beatrix Eiletz, Betriebsratsvorsitzende der steirischen Volkshilfe
Beatrix Eiletz, Betriebsratsvorsitzende der steirischen Volkshilfe © Hilbert, AK Stmk

Strikte Besuchsregeln

Da sich die Todesfälle unter den alten Menschen in den Heimen häuften, wurden auch strikte Besuchsregeln eingeführt. "Unsere Hochbetagten, die eh meist selten Besuch bekommen, haben sehr gelitten", sagt Elisabeth Aufreiter, Betriebsratsvorsitzende der Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz. Erlaubt waren kurze Besuche im Freien, bei denen durch den großen Abstand und das Tragen von Masken die oft schwerhörigen Alten kaum kommunizieren konnten. Aufreiter: "Viele Demente haben überhaupt nicht verstanden, was da los ist." Tragisch für die Angehörigen war, dass ein Verabschieden von den Sterbenden auf der Hospizstation nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich war.

Elisabeth Aufreiter, Betriebsratsvorsitzende der GGZ
Elisabeth Aufreiter, Betriebsratsvorsitzende der GGZ © Hilbert, AK Stmk

Kurzfristig neue Dienstpläne

Auch organisatorisch wurde an vielen Schrauben gedreht. In vielen Heimen wurde auf Zwölf-Stunden-Dienste umgestellt. Wegen der vielen Ausfälle durch Absonderungen oder Erkrankungen war das Besetzen der Dienste ein tägliche Herausforderung. "Die Bereitschaft, kurzfristig einzuspringen war groß", sagt Eiletz, "aber jetzt ist die Luft draußen und die Krankenstände häufen sich." Auch Aufreiter berichtet von einer Welle der Solidarität unter dem Personal, um den Betrieb in der Albert-Schweizer-Klinik und den vier städtischen Pflegeheimen aufrecht zu erhalten. Aufreiter: "Ich bin stolz auf das, was unsere Belegschaft in dieser Zeit geleistet hat."

Schwieriger Austausch

"Die Psychohygiene für die Beschäftigten ist auf der Strecke geblieben", sagt Eiletz. Die Kolleginnen und Kollegen hätten wenig Kontakt untereinander gehabt, ein beruflicher Austausch war kaum möglich. Die Volkshilfe hat extra ein "Ereignistelefon" eingeführt, wo man sich "anonym auskotzen" konnte oder sich Tipps holen konnte. Auch Aufreiter bestätigt: "Die Belegschaft ist ausgepowert." Der monatelange Einsatz am Limit fordert und überfordert.

Die Personalnot bleibt

Corona ist derzeit nicht mehr das bestimmende Thema in den steirischen Pflegeheimen. Was bleibt, und das war schon vor der Pandemie nicht anders, ist der Personalmangel in der Pflege. "Wir brauchen mehr Leute in den Heimen", sagt Aufreiter. Sie und Eiletz pochen auf einen anderen Personalschlüssel, der mehr Pflegekräfte pro Betreuten vorsieht. Aufreiter spricht sich für die Forderung der Gewerkschaft nach einer 35-Stunden-Woche aus: "In den GGZ sind Arbeitsverträge mit 30 bis 35 Stunden am beliebtesten." Vorstellen kann sie sich aber auch eine Vier-Tage-Woche und insgesamt bessere Rahmenbedingungen, damit Pflegejobs attraktiver werden: "Sonst werden wir keinen Nachwuchs bekommen."