Pflegebonus: Probleme beim Kinderbetreuungsgeld
Die Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegebereich sind von der Ausgestaltung des Pflegebonus enttäuscht. Gerade Frauen drohen finanzielle Nachteile.
Die Situation im Pflegebereich ist dramatisch: Das Personal ist überlastet, das System steht vor dem Kollaps. Die AK Steiermark hat aus diesem Grund einen umfassenden Maßnahmenkatalog zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Gesundheits-, Pflege- und Sozialberufen präsentiert.
Die AK-Vollversammlung hat am 4. Mai 2023 einen Forderungskatalog an die Bundes- und die Landesregierung beschlossen. Darin enthalten sind zahlreiche Maßnahmen, von zeitgemäßen Personalberechnungsmodellen bis zur besseren Anerkennung der Pflege als Schwerarbeit. Das Wichtigste sei, ausreichend Pflegepersonal zur Verfügung zu haben, sagt AK-Pflegeexperte Alexander Gratzer. "Doch die Personalbedarfsberechnung in den steirischen Spitälern stammt fast vollständig aus den 90er Jahren, ist intransparent und wurde den Änderungen im Pflegealltag nicht angepasst."
Entscheidend für die Arbeitszufriedenheit der Pflegekräfte ist Planbarkeit durch fixe und frühzeitig erstellte Dienstpläne. Besonders belastend und familienfeindlich ist es, wenn umgeworfene Dienstpläne zum Alltag werden. Gratzer: "Wir fordern ein Verbot für das kurzfristige Einspringen." Für Notfälle braucht es bezahlte Bereitschaftsdienste. Beatrix Eiletz, Betriebsratsvorsitzende der Volkshilfe, berichtet aus der Praxis: Es komme öfters vor, dass eine Mitarbeiterin in der Nacht allein im Dienst sei, egal ob das Haus 30 oder 70 Betten habe. "Die gesetzlichen Vorgaben, wie und wann die Arbeitszeiten zu vereinbaren sind, werden fast nie eingehalten." Aufgrund der enormen Belastungen verlassen viele Beschäftigte den Pflegebereich, neue Kräfte kommen kaum nach. Die Pflegereform war zwar ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, hat zugleich jedoch für weiteren Unmut gesorgt. Denn beim Pflegebonus und der zusätzlichen Entlastungswoche für alle Pflegekräfte wurde auf viele Berufsgruppen "vergessen", kritisiert Eiletz und nennt ein Beispiel aus der Behindertenbetreuung: Eine Pflegeassistentin und eine Sozialpädagogin machen dieselbe Arbeit, aber nur die Pflegeassistentin erhält Bonus und Entlastungswoche.
"Seit vielen Jahren weisen wir darauf hin, dass es bessere Arbeitsbedingungen und einen besseren Personalschlüssel braucht", betont AK-Präsident Josef Pesserl. "Das Pflegepersonal hat in den letzten 20 Jahren immer neue Aufgaben erhalten, die Personalplanung im Hintergrund wurde aber nicht angepasst. Jetzt wurden wieder Maßnahmen gesetzt, von denen die Pflegekräfte profitieren sollen, wie etwa die sechste Urlaubswoche oder die Ausweitung der berufsrechtlichen Kompetenzen. Aber diese Maßnahmen bezahlen sich die Beschäftigten selbst, denn der Personalschlüsselwurde wurde wieder nicht angehoben, wodurch sich die Arbeit weiter verdichtet." Die chronische personelle Unterbesetzung muss raschest beendet werden. Auch bei der Ausbildung neuer Pflegekräfte besteht akuter Handlungsbedarf, denn der Trend ist alarmierend: Im Jahr 2010 durchliefen rund 700 Personen eine Diplompflegeausbildung, künftig sollen es nur noch 570 sein. Pesserl: "Gute Arbeitsbedingungen machen einen Beruf attraktiv. Damit Pflegekräfte wieder gerne arbeiten gehen, muss vieles verbessert werden. Wir appellieren daher dringendst an die Politik, Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege jetzt umzusetzen." Pesserl fordert von Land und Bund weitere tiefgreifende Reformen und zusätzliche Investitionen. Aufgrund von Untersuchungen ist bekannt, dass jede Investition in die pflegerische Versorgung eine drei- bis vierfache positive gesamtgesellschaftliche Wirkung hat: "Pflege darf daher nicht auf eine Kostenfrage reduziert werden. Pflege sichert die Lebensqualität der österreichischen Bevölkerung."
Diese Maßnahmen enthält der Forderungskatalog der steirischen Arbeiterkammer an die Bundesregierung und die Landesregierung:
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