Pflegereform, 2. Teil: Schritt auf langem Weg
Vor rund einem Jahr wurde seitens der Politik eine große Pflegereform angekündigt. Nun wurde der zweite Schritt gesetzt, 18 Maßnahmen angekündigt:
Die Arbeiterkammer Steiermark lud zu einem Eckigen Tisch zum Thema "Künstliche Intelligenz (KI) in Pflege und Gesundheit" in den Festsaal der AK in Graz. Alexander Gratzer, der Leiter der AK-Abteilung Gesundheit, Pflege und Betreuung, bezeichnete in seiner Moderation der Veranstaltung Künstliche Intelligenz als eine neue Schlüsseltechnologie, die auch im Bereich Pflege und Betreuung viel verändern werde: "KI ist gekommen um zu bleiben."
Beleuchtet wurden viele Aspekte des Trends zu KI, die seit Jahren in alle Lebensbereiche vordringt. Die KI wird die Gesellschaft und die Arbeitswelt verändern. Aber müssen wir uns davor fürchten? Steht irgendwann der Roboter statt uns am Pflegebett? Eher nicht, lautete die Antwort, aber Änderungen des Arbeitsalltags wird es geben. Denn KI hat viele mögliche Anwendungsbereiche, zum Beispiel bei der Diagnose, der Patientenüberwachung, der Behandlung und Medikation, der Dokumentation oder als Teil von Telehealth. Im besten Fall bleibt durch die technische Unterstützung mehr Zeit für persönliche Betreuung und Behandlung. Im schlimmsten Fall sorgt die KI dafür, dass Personal abgebaut wird, wichtige ethische Entscheidungen an Algorithmen ausgelagert werden oder zwischenmenschliche Aspekte auf der Strecke bleiben.
Hauptreferentin Sandra Schüssler ist Pflegewissenschafterin an der Med Uni Graz und leitet die Uni-Forschungsgruppe TechCareLab. Sie berichtete über ihre angewandte Forschung, zum Beispiel den Pflegeroboter Pepper, der Therapien für Demenzkranke unterstützt. Vielversprechende Bereiche für die Anwendung von KI im Bereich Pflege und Gesundheit seien autonome Fahrzeuge und Exoskelette für bewegungseingeschränkte Personen, tragbare Endgeräte (Weareables) für unterschiedliche Zwecke, virtuelle und gemischte Realitäten für Therapieanwendungen oder Apps zur Arzneimittelverabreichung. Die Expertin berichtete über die Entwicklung von virtuellen Erlebnisreisen in exotische Länder, die mit kognitiven Übungsaufgaben verknüpft werden. Weit sei man bereits beim Einsatz von KI für Prothesen, sagte sie und brachte einen Kurzfilm eines Bauern, der mit seiner Handprothese weitgehend natürliche Bewegungsabläufe vollführt. Die Unterlage zum Vortrag gibt es hier als Download.
Der zweite Hauptreferent Thomas Riesenecker-Caba, Geschäftsführer der Wiener Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt, stellte die Risiken der neuen Technologie in den Vordergrund seines Beitrags. "Grundsätzlich muss man feststellen, dass KI wie etwa ChatGPT nicht verlässlich ist, weil sie nur die Wahrscheinlichkeiten einer Wortfolge aneinanderreiht. Trainiert wird die KI mit Texten aus dem Internet, und die entsprechen bekanntlich nicht immer der Wahrheit." KI ist anfällig für Missbrauch und birgt systemische Schwächen. Im Gesundheitsbereich komme die Gefahr dazu, dass KI als allumfassende Lösung akzeptiert werde und Entscheidungen ohne menschliche Prüfungen erfolgen könnten, denen blind vertraut werde. Das sei bei Personalmangel und dem ständigen Rationalisierungsdruck leicht vorstellbar. Die Unterlage zum Vortrag steht hier als Download zur Verfügung.
Für die Diskussion über die Risiken und Möglichkeiten, die neue Technologien mit sich bringen, setzten sich Christoph Palli, Hochschullektor an der FH Joanneum, und Jörg Hohensinner, Pflegedienstleiter der Geriatrischen Gesundheitszentren Graz, mit an den Eckigen Tisch.
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