Frau in Supermarkt
Angesichts der Preissteigerungen verlangt die AK einmal mehr ein Eingreifen in die Preise © InputUX - stock.adobe.com, AK Stmk
5.6.2023

AK-Studie: Warum sind Lebensmittel so teuer?

Die Inflation bleibt hoch, und die Preise für Lebensmittel schießen durch die Decke. Eine umfassende AK-Studie weist nach, dass mit Lebensmitteln an den Börsen spekuliert wird wie mit Kohle, Eisen und anderen Rohstoffen.
Die Inflation ist nach wie vor hoch, aber im Lebensmittelbereich liegt sie noch deutlich über den aktuellen Preissteigerungen. Wo liegen die Ursachen? Die Arbeiterkammer wollte es genau wissen und hat eine umfassende Studie in Auftrag gegeben. Studienautor ist Herbert Ritsch, ein ausgewiesener Finanzexperte, der sich seit Jahren intensiv mit nachhaltiger Wirtschaft beschäftigt. In seiner Studie "Ursachen der Lebensmittelspekulation in Verbindung mit der Finanzbranche" stellt er fest, dass die hohen Preise für Lebensmittel in den Geschäften nicht das Ergebnis einer Verknappung von Agrar-Rohstoffen ist. Trotz Dürren und Überflutungen in vielen Gebieten der Erde – zum Teil auch Ausfluss des Klimawandels – gibt es genug Nahrungsmittel, um die Weltbevölkerung zu ernähren.

Spekulation mit Nahrung

n der Studie wird nachgewiesen, dass die teuren Lebensmittel in den Geschäften neben den steigenden Energiekosten auf hohe Preise auf den Märkten für Agrar-Rohstoffe zurückzuführen sind. Dort herrsche eine starke Marktkonzentration, was zu Spekulationen und sehr guten Gewinnmargen der Akteure führt. Geopolitische Krisen und Kriege würden manche Entwicklungen verstärken, die Ursache seien sie nicht. Ritsch stellt klar fest, dass das System (wenige, aber gut vernetzte Händler, Beteiligungen von Investmentfirmen, Spekulation und hohe Gewinne) längst zu einer Entkoppelung der Finanzwirtschaft von der Lebensmittelproduktion geführt hat (siehe Grafik).

Verhältnis zwischen realer Produktion und Handelsvolumen  an den Terminbörsen
Verhältnis zwischen realer Produktion und Handelsvolumen an den Terminbörsen © Quelle: Stiftung, H. B. (2017). Konzernatlas. Berlin: Heinrich Böll Stiftung., AK Stmk


Weizen als "Investment"

Studienautor Ritsch legt die Verbindungen von Marktmacht mit der Tendenz der Oligopolbildung, also der Marktkonzentration auf wenige große Akteure, sowie dem Engagement von Investmenthäusern im internationalen Getreidemarkt offen. Diese Marktkonzentration führt in Verbindung mit Wissensvorsprung zu Vorteilen für Anteilseigner und Investoren und zu Nachteilen für alle anderen. Bei Getreide zum Beispiel teilen sich nur vier Händler (Archer Daniels Midland, Bunge, Cargill, Louis Dreyfus) rund 80 Prozent des weltweiten Handels. Die Händler wissen, wie viel Getreide produziert wird, welche Mengen wohin verkauft werden und wie hoch der Lagerbestand ist. Dasselbe gilt für Saatgut (siehe Grafik). Spekulation auf steigende Preise und damit höhere Gewinne sind das Kerngeschäft von Händlern, die Versorgung der Bevölkerung mit günstiger Nahrung und mögliche Hungersnöte spielen bei diesen Geschäften keine Rolle.

Darstellung der Konzentration auf dem europäischen Markt für Agrar-Samen
Darstellung der Konzentration auf dem europäischen Markt für Agrar-Samen © Quelle: Food, i. (2017). too big to feed. Paris: IPES Food. Symbole: stock.adobe.com (3), AK Stmk

AK fordert Transparenz

Die Arbeiterkammer sieht daher basierend auf den Studienergebnissen Marktkonzentrationen im Lebensmittelbereich äußerst kritisch und fordert daher neben Transparenz auch die Reduktion des Einflusses von Finanzinvestoren auf den internationalen Lebensmittelmarkt. Das könnte man etwa durch die Begrenzung von Beteiligungen erreichen. Da Einzelstaaten zu klein sind, um es mit den großen Agrarkonzernen, Investmentbanken und Warenterminbörsen aufzunehmen, ist eine europäische Initiative gefragt, heißt es in der Studie.

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