Eckiger Tisch: Was tun, wenn mein Kind gemobbt wird?
Die Schule ist ein bedeutender Teil des Lebensbereiches von Kindern – meist spielt sich (Cyber-)Mobbing und Gewalt in genau diesem Bereichab.
"Mit Bildung kann man nicht früh genug beginnen", sagt Konrad Paul Liessmann. Der Philosoph und Autor hielt im Rahmen der AK-Veranstaltung "Qualität in der Bildung schon für die Jüngsten – sind wir am richtigen Weg?" einen Vortrag über Bildung, Digitalisierung und Kreativität. Seine Worte galten als Einleitung für die Präsentation der ersten Studienergebnisse für ein europaweites Gütesiegel für frühkindpädagogische Einrichtungen.
Bildung sei sicher einer der Begriffe der am häufigsten verwendet wird und am meisten Zustimmung findet. "Man sagt Bildung und das Gegenüber nickt. Aber keiner sagt, worum es geht", schildert Liessmann. Zudem habe kein Begriff so viele Zusammensetzungen erfahren. Zum Beispiel "Bildungseinrichtung": Vor 50 Jahren hätte niemand einen Kindergarten mit einer Bildungseinrichtung in Zusammenhang gebracht.
Laut Liessmann gibt es die übereinstimmende Beobachtung, dass grundlegende Kulturtechniken, wie Lesen, Schreiben, Rechnen, Sich-Ausdrücken-Können, oder die Fähigkeit, Sachverhalte zueinander in Bezug zu setzen, heute nicht mehr in dem Maß ausgeprägt sind, wie das noch vor zehn oder zwanzig Jahren der Fall war. "Das spricht dafür, schon in der Elementarpädagogik mit Grundlagen zu beginnen." Andererseits, stellte der Philosoph in den Raum, muss man Lesen, Schreiben und Rechnen wirklich noch so beherrschen wie vor 50 oder 100 Jahren? Niemand rechnet mehr nach, jeder hat einen Rechner auf seinem Smartphone.
Kulturtechniken waren früher unerlässlich. Liessmann: “Das Gedächtnis war früher, als es noch keine großen Speicher gab, unerlässlich. Zu Zeiten Homers merkten sich die Menschen 100.000 Verse wortwörtlich – sagten sie auf, deklamierten sie und gaben sie weiter. Dann kam die Schrift." Oder das Telefon: Früher wussten alle die Festnetznummern auswendig, heute weiß keiner mehr Handynummern – "das Hirn ist leer, leer für Neues". Hier stellt sich die Frage, ob man Kinder noch Gedichte auswendig lernen lassen soll, oder ob dies das Gedächtnis belastet.
Das goldene Zeitalter des Internets ermögliche uns heute erstens die demokratische Partizipation, denn jeder kann sich einbringen und zweitens habe jeder jederzeit Zugriff auf alles – was das Gedächtnis entlastet, so Liessmann. Doch vor 15 bis 20 Jahren wurde die Kehrseite vergessen: An Hasspostings habe keiner gedacht und das viele der Informationen, auf die wir stoßen, auf Fake News und Halbwahrheiten beruhen. "Ohne ein fundiertes Wissen, das nicht aus meinem Kopf ausgelagert sein darf, werden wir das Wissen aus dem Internet nicht sinnvoll nutzen können", so Liessmann.
Geht es nach dem Philosophen, werden viele unserer Bequemlichkeitsbedürfnisse befriedigt werden. „Nehmen wir zum Beispiel Alexa. Laut Bewerbung sagt man "Alexa schalte Licht ein". All das was Alexa kann, entspricht keinem meiner Bedürfnisse, es wird sich aber zu einem entwickeln."
Durch die Automatisierung werden Jobs verschwinden. Zum Beispiel der Chirurg. Warum? Weil Roboter operieren rund um die Uhr operieren, und das präziser, billiger, schneller. Juristen und Anwälte werden durch Algorithmen, die Daten abrufen, ersetzt. Schon fast verschwunden ist der Sportreporter in den Zeitungen. Die Ergebnisse der Sportwettkämpfe werden durch Schreibprogramme in Artikel gefasst.
Heißt verantwortliche Grundbildung nun, junge Menschen in einen Wettbewerb mit Maschinen zu stellen, den sie nicht gewinnen können? Natürlich wird es zur Kulturtechnik der Zukunft gehören, zu wissen, welche digitalen Prozesse es gibt. Aber es wird auch dazugehören, sich zu artikulieren und sich die Frage zu stellen, was man den Maschinen überlässt. "Und dann gehört das Sozialsystem angepasst, damit die Menschen nicht als Digitalverlierer dastehen", betont Liessmann. Denn nur Menschen die erlernt haben, ihre eigene Kreativität zu erforschen, sind im Stande ein selbstbestimmtes Leben zu leben, ohne dass Maschinen ihr Leben bestimmen.
Nach diesem einleitenden Vortrag stellte Catherine Walter-Laagler von der Karl-Franzens-Universität Graz das Erasmus+ Projekt „Europäisches Gütesiegel für frühkindpädagogische Einrichtungen“ vor. Rund 2.600 Eltern sowie Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen wurden in Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien, Slowenien und Ungarn befragt, welche Wünsche sie an die Elementarpädagogik haben. Als erstes Zwischenergebnis kam heraus, dass Eltern und Fachpersonal ähnliche Kriterien ansetzen. Bis Herbst 2019 soll aus den Ergebnissen ein Handbuch für ein europäisches Gütesiegel für frühkindpädagogische Einrichtungen entwickelt werden.
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