Gebühr für die Pillendose
Für das Befüllen der Medikamentenschachteln verlangen manche Pflegeheime neuerdings eine Gebühr – zu Unrecht.
Wie ist es den 15.000 Bewohnerinnen und Bewohnern in den 230 steirischen Pflegeheimen während der Corona-Epidemie ergangen? Michaela Wlattnig, steirische PatientInnen- und Pflegeombudsfrau, sagt, die hohe Zahl an Todesopfern in den Heimen dürfte mit dem hohen Alter und den Vorerkrankungen der Bewohnerinnen und Bewohner zusammenhängen. Ob hier alle Sorgfaltspflichten eingehalten wurden oder ob es durch falsche oder unterlassene Maßnahmen zu vermeidbaren Todesfällen gekommen sei, "getraue sie sich nicht zu sagen", sagt die Juristin. Das sei jetzt Sache von gerichtlichen Ermittlungen.
Manche Heime mussten ihren Betrieb einstellen, weil auch Beschäftigte erkrankt oder in Quarantäne waren. In einem Fall wurden die Bewohnerinnen und Bewohner vorerst auf steirische Krankenhäuser verteilt und dann von dort in andere Heime vermittelt. Die AK vertrat einen Bewohner, der plötzlich für zwei Heime – das geschlossene und das neue – zahlen sollte. Die AK konnte erreichen, dass das geschlossene Heim auf die Forderung verzichtet.
Anfänglich habe es zu wenig Schutzausrüstungen gegeben, stellt Wlattnig fest: "Viele Heime haben gut reagiert." Um Schaden von den Beschäftigten und den Betreuten fernzuhalten, "haben sich manche Heime aber auch gänzlich abgeschottet". Und in diesen Fällen gingen die Beschwerden bei der PatientInnen- und Pflegeombudsschaft durch die Decke. Von Mitte März bis Ende Mai gab es mit 163 mehr Beratungen als im gesamten vorigen Jahr, zwei Drittel davon betrafen das Besuchsrecht und das Verbot von Ausgängen: "Es gab Fälle, da wurde den alten Menschen gedroht, sie müssten 14 Tage im Zimmer bleiben, wenn sie in den Garten spazieren gehen."
"Das Ein- und Wegsperren geht gar nicht", sagt Wlattnig, "der Grundrechtsschutz muss beachtet werden." Jede Freiheitsbeschränkung ist der Bewohnerinnen- und Bewohnervertretung zu melden. Der Ombudsfrau geht es darum, dass Lehren für die Zukunft gezogen werden. Sie begrüßt es deshalb, dass das Land für den Sommer eine Covid-Akademie organisiert, wo Heimverantwortliche mit der sensiblen Materie besser vertraut gemacht werden.
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