8.8.2016

Mobbing hat keinen Platz in der Schule

Mag. Claudia Brandstätter, AK-Präsident Josef Pesserl und Dr. Dagmar Strohmeier (r.)

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"Mit wachsenden Entsolidarisierungstendenzen ist Mobbing modern geworden und mithilfe der sozialen Medien auch ein Massenphänomen", erklärte AK-Präsident Josef Pesserl  im vollen AK-Festsaal. Mit der Diskussionsveranstaltung "Mobbing in der Schule" wolle man Bewusstsein schärfen und nach Lösungen suchen.

Eingangs definierte FH-Prof. Dr. Dagmar Strohmeier Mobbing als aggressives Verhalten in Schädigungsabsicht, das wiederholt über einen längeren Zeitraum läuft und dabei ein Machtungleichgewicht zwischen Opfer und Täter besteht. In den meisten Fällen sind Mitschüler Zeugen von Mobbing, aber nur 19 Prozent greifen dagegen ein. "Wenn Schüler eingreifen, können 57 Prozent der Fälle sofort beendet werden." 

Null Toleranz gegen Gewalt

Daher sollten Erwachsene "null Toleranz für aggressives Verhalten zeigen und die Taten klar missbilligen", meinte die Wissenschafterin, die eine relativ hohe Mobbingrate in Österreich im internationalen Vergleich feststellt. Wenig überraschend seien Buben häufiger die Täter. Es sei nicht möglich, Mobbing als Einzelperson zu lösen, plädierte Strohmeier für gemeinsames Vorgehen. "Auf keinen Fall darf man die Schuld beim Opfer suchen." Es sollten Einzelgespräche mit Opfer und Tätern, dann Gruppengespräche mit allen Beteiligten geführt und zum Schluss Opfer und Täter zusammengeführt werden. "Mobbing hat in der Schule keinen Platz". Es müsse eine angemessene Wiedergutmachung erfolgen, die Lehrer müssten eine gemeinsame Haltung erarbeiten. Strohmeier empfahl Fortbildungen für Lehrer und das Implementieren gut erprobter Präventionsprogramme in den Schulen. (Downloads in der Infobox rechts)

Coachingprogramme für Lehrer

Die Meinungsforscherin Mag. Claudia Brandstätter präsentierte die Ergebnisse der beiden für die Arbeiterkammer durchgeführten Studien, wonach 23 Prozent der steirischen SchülerInnen angaben, von Mobbing betroffen zu sein. In 6 von 10 Fällen wird in den Pausen attackiert, beschimpft und beleidigt. Die Schüler gingen den Befragungen zufolge gerne in die Schule, daher bleibe das Mobbingproblem eine Katastrophe. Brandstätter hält ebenfalls Coachingprogramme für notwendig. Man müsse von allen Seiten einschreiten, weil Mobbing die Psyche der Kinder verletze.

Schüler zu Peers ausbilden

Am Podium (. l.): Klaus Tasch, Schülervertreter Lukas Steiner, AK-Expertin Eva Stuhlpfarrer, Ilse Schmid und Andreas Waltenstorfer.

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In der von Claudia Gigler geleiteten Podiumsdiskussion bezeichnete Direktor Klaus Tasch (BRG Klusemannstraße) als wirksames Präventionsmittel, wenn in jeder Klasse als Peers ausgebildete Schüler vorhanden sind. "Wenn etwas passiert, gibt es klare Vorgangsweisen." Als Schulleiter müsse man den KollegInnen gegenüber ausstrahlen, dass es null Toleranz gegen Gewalt gebe. Schon in der Ausbildung sei auf Gesprächsführung zu achten: "Der Lehrberuf ist ein Kommunikationsberuf." Keine Lösung sei es, wenn Opfer aus der Klasse gehen müssten. Damit handle man sich noch größere Probleme ein, weil Täter übermächtig werden.

Supportsysteme ausbauen

Auch zahlreiche SchülerInnen als Zuhörer im Festsaal

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AK-Expertin Mag. Eva Stuhlpfarrer forderte einen Ausbau der Supportsysteme: In der Steiermark komme ein Schulpsychologe auf rund 4.300 Schüler, weiters betreuten rund 40 Sozialarbeiter die ganze Steiermark. Gemeinsam könne man aber viel erreichen, weil es an vielen Schulen bereits soziales Lernen gebe.

Während Mag. Andreas Waltenstorfer (Landeselternverband der höheren und mittleren Schulen) vermutet, dass ein Drittel der AHS Mobbingprävention betreibe, bedauert Elternvertreterin Ilse Schmid (Pflichtschulen), dass häufig Lehrer kein gutes Vorbild seien, weil sie im Kollegenkreis mobben oder selbst gemobbt werden. Angeregt wurden die Einbeziehung der Jugendwohlfahrt und die Möglichkeit, Beratungslehrer an Pflichtschulen zu holen. Die ganze Klasse müsse in Rollenspielen üben, wie man sich gegen Mobbing erfolgreich wehrt.

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